Bundesverkehrswegeplan 2030

Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 wurde im Dezember 2016 mitsamt der Ausbaugesetze verabschiedet. Die Arbeitsgemeinschaft hessischer IHKs (ARGE) hatte eine Stellungnahme hierzu abgegeben.

Ausgangslage

Eine wichtige Grundlage für den aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP 2030) ist eine realistische Vorausschätzung der künftigen Verkehrsentwicklung in Deutschland. Zu diesem Zweck hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur eine Verkehrsprognose mit dem Zieljahr 2030 erarbeitet.
Die rund 2000 eingereichten Projektvorschläge zur Erstellung des neuen BVWP konnten so gesamtwirtschaftlich bewertet werden. Die Projektvorschläge wurden dabei einer standardisierten Bewertung unterzogen z.B.: Kosten-Nutzen Analyse, umwelt- und raumordnerische Beurteilung.

Gesamtprozess Prognose 2030

In einem dreistufigen Prognoseverfahren (Globalprognose, Netzumlegung und Rückkopplung) wurden die deutschlandweiten Verkehrsverflechtungen in Form von Quelle-Ziel-Matrizen des Güter- und des Personenverkehrs für das Basisjahr 2010 und den Prognosehorizont 2030 sowie die in Netzumlegungen ermittelten Verkehrs- und Fahrleistungen der einzelnen Verkehrsträger auf den entsprechenden Infrastrukturen ermittelt und dargestellt. Das Verfahren bildet eine wichtige Grundlage für die langfristige Planung des Verkehrssystems, für die Politikgestaltung und Raumstruktur.
Einbezogen wurden alle Verkehrsströme, die das Territorium Deutschlands berühren, d.h. zum einen Ströme mit Quelle und/oder Ziel in Deutschland und zum anderen die Transitverkehre, soweit sie die deutsche Verkehrsinfrastruktur beanspruchen – oder potentiell bei geänderten Angebotsbedingungen beanspruchen könnten. Nicht einbezogen wurden Luftverkehre, die Deutschland nur überfliegen.
Bei der Erstellung der Verflechtungsmatrizen wurden – mit Ausnahme der Rohrfernleitungen – alle fernverkehrsrelevanten Verkehrsarten, d.h. Schienen-, Straßen-, Binnenschiffs-, Luft- und Seeverkehr, einbezogen. Weiterhin wurde im Güterverkehr nach Güterarten und im Personenverkehr nach Wegezwecken unterschieden.
Weitere Informationen: Die Verkehrsverflechtungsmatrizen des Personenverkehrs und des Güterverkehrs können über die Clearingstelle für Verkehr am Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) bezogen werden.

Schlussberichte

Zentrale Ergebnisse der Verkehrsprognose 2030

Beim Güterverkehr macht sich die weiterhin hohe Dynamik des internationalen Handels mit seinen Auswirkungen auf grenzüberschreitende (+ 42 Prozent) und Transitverkehre (+ 52 Prozent) deutlich bemerkbar; auch der Binnenverkehr wächst stark an (+ 31 Prozent). Die Bahn wird mit rd. 43 % den stärksten Zuwachs bei der Verkehrsleistung haben, gefolgt vom Lkw mit rd. 39 % und dem Binnenschiff mit rd. 23 %.
Der motorisierte Personenverkehr wird weiter zunehmen - trotz abnehmender Einwohnerzahl. Der Zuwachs beim Pkw-Verkehr um rund 10 Prozent ist vor allem auf eine höhere "Automobilität" der älteren Bevölkerungsgruppen zurückzuführen. Der öffentliche Straßenpersonenverkehr inkl. der Fernbuslinien steigt um 6 Prozent. Bahnverkehre nehmen um rund 19 Prozent zu. Mit einem Anstieg um rund 65 Prozent ist der Luftverkehr auch weiterhin eine Wachstumsbranche.
Das BMVI hat die Ergebnisse der Verkehrsprognose 2030 auf seiner Webseite zusammengefasst.

Hintergrund

Aufgrund sich ändernder politischer und verkehrlicher Rahmenbedingungen sind die Instrumente der Bundesverkehrswegeplanung kontinuierlich zu überprüfen und weiterzuentwickeln.
Daher wurde eine neue Grundkonzeption für die Bundesverkehrswegeplanung erarbeitet und Kriterien zur Priorisierung von Verkehrsinfrastrukturinvestitionen entwickelt. Der Bundesverkehrswegeplan sowie die Ausbaugesetze Schiene und Straße wurden Ende 2016 verabschiedet.
Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 stellt als wichtigstes Instrument der Verkehrsinfrastrukturplanung des Bundes die verkehrspolitischen Weichen für die kommenden 10 bis 15 Jahre. Er betrachtet dabei sowohl die Bestandsnetze als auch Aus- und Neubauprojekte auf Straße, Schiene und Wasserstraße.
Die im neuen Bundesverkehrswegeplan bewerteten Vorhaben wurden einer Nutzen-Kosten-Analyse unterzogen und zusätzlich umwelt- und naturschutzfachlich, raumordnerisch und städtebaulich beurteilt. Auf dieser Basis wurden sie in verschiedene Dringlichkeitskategorien eingruppiert.
Kernanliegen des BVWP 2030 sind der Erhalt der Bestandsnetze und die Beseitigung von Engpässen auf Hauptachsen und in wichtigen Verkehrsknoten. Vom Gesamtvolumen des Plans von rd. 269,6 Mrd. € fließen allein bis 2030 rd.141,6 Mrd. € in den Erhalt der Bestandsnetze. Für Aus- und Neubauprojekte sind rd. 98,3 Mrd. € vorgesehen.

Frühere Verkehrsprognosen

Bereits für die Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans 1992 war die Verkehrsprognose 2015 eine wichtige Grundlage. Sie basiert auf einer im Jahr 1999 fertiggestellten regionalisierten Strukturdatenprognose zur Vorausschätzung sozioökonomischer Leitdaten für 2015 sowie auf den "Entwürfen alternativer verkehrspolitischer Szenarien", die hier zusammen mit der eigentlichen Verkehrsprognose bereitgestellt werden.
In der Studie wurden für die vier Verkehrsarten des (motorisierten) Personenverkehrs (Individual-, Öffentlicher Straßen-, Eisenbahn- und Luftverkehr) sowie für die drei (Haupt-) Güterverkehrsarten (Straßengüterfern-, Eisenbahnverkehr und Binnenschifffahrt) für das Jahr 2015 in drei Szenarien (Laisser-faire, Trend und Integration) detaillierte Prognosen der Verkehrsströme erarbeitet. Darüber hinaus werden die CO2-Emissionen der vier Verkehrsträger (Straße, Schiene, Luft und Binnenschifffahrt) prognostiziert.
In einem Gutachten, das im Auftrag des BMVBS von ProgTrans AG, zur "Abschätzung der langfristigen Entwicklung des Güterverkehrs in Deutschland bis 2050" erstellt wurde, werden Aussagen zur langfristigen Entwicklung des Güterverkehrs bis 2050 in 10-Jahres-Schritten nach Verkehrsträgern und Hauptverkehrsrelationen dargestellt: Verkehrsprognose 2050