Frankfurter Industrieabend 2024 in der IHK Frankfurt am Main
20. November 2024
Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main und die Stadt Frankfurt am Main haben rund 200 geladene Gäste zum diesjährigen Frankfurter Industrieabend am Börsenplatz begrüßt. Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, sagte: „Wir benötigen schnellstens erheblich bessere Rahmenbedingungen für unsere Industrie. Dazu gehören eine sichere Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen, praxistaugliche und einfachere und schnellere Genehmigungs- und Planungsprozesse sowie die Ausweisung von ausreichenden Flächen für Wachstum und Neuansiedlung von Unternehmen durch die Kommunen.“ Die Industrie als verarbeitendes Gewerbe bietet derzeit im Raum FrankfurtRheinMain über 360.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Werden die industrienahen Dienstleister miteinbezogen, ergibt sich eine Zahl von knapp 1,2 Millionen Menschen und somit rund 50 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, deren Arbeitsplätze mittelbar im Industriebereich der Region angesiedelt sind.
Ansgar Roese, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt, begrüßte vertretend für Stadträtin Stephanie Wüst, Dezernentin für Wirtschaft, Recht und Stadtmarketing, die Gäste. Er betonte, dass die Stadt Frankfurt weiterhin an ihren Standortvorteilen arbeiten müsse: „Die Industrie steht momentan vor vielfältigen Herausforderungen, die uns nicht kurzfristig, sondern langfristig beschäftigen werden. Umso wichtiger ist daher, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die unsere Wirtschaft in Frankfurt und in der Region wieder ankurbeln. Ein wegweisendes Instrument hierfür ist der Masterplan Industrie für die Stadt Frankfurt, der mit 30 Handlungsempfehlungen Impulse setzt, die den Standort wettbewerbs- und zukunftsfähig machen. Er behandelt Handlungsfelder wie die Sicherung von Gewerbeflächen, die Förderung von Fachkräften bis hin zur Energieversorgung, die in dieser Zeit essenziell sind.“
In einem Impulsvortrag sprach Prof. Dr. Veronika Grimm, Inhaberin des Lehrstuhls für Energiesysteme und Marktdesign an der Technischen Universität Nürnberg und Mitglied des Sachverständigenrates der Wirtschaft, über das aktuelle Jahresgutachten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Sie führte aus, dass die schwache wirtschafte Entwicklung in Deutschland vor allem auf den Rückgang von Produktion und Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen sei. Damit zeigt sich in Deutschland ein Trend, der sich gegenläufig zur wachsenden globalen Industrieproduktion entwickelt. Alles deute daraufhin, dass die deutsche Schwäche nicht konjunkturell bedingt ist, sondern strukturelle Ursachen habe.
Caspar sagte dazu: „Für das Netzwerk Industrie sind das keine guten Vorzeichen. Dem Sachverständigenrat folgend, dürften sich daraus für Deutschland insgesamt negative Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft im verarbeitenden Gewerbe ergeben, was auch auf die Unternehmensdienstleistungen ausstrahlen wird.“
Die tendenziell negative Grundstimmung in der Industrie spiegelt auch die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Frankfurt am Main wider. So fällt der Geschäftsklimaindex im Herbst auf 88 Punkte – ein Minus von 28 Punkten. Er liegt damit zugleich deutlich unterhalb der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Entsprechend fallen auch die Einzelindikatoren aus: Der Saldo der derzeitigen Geschäftslage verliert 35 Punkte und rutscht auf einen Wert von minus 15 Punkten ab, während der Erwartungssaldo 21 Punkte verliert und auf minus neun Punkte sinkt. Der Beschäftigungssaldo notiert aktuell bei zehn Punkten, ein Minus von vier Punkten. Dem bundesweiten Abwärtstrend stellen sich im Kammerbezirk der IHK Frankfurt am Main laut der Konjunkturumfrage allein die Investitionsabsichten sowie die Exporterwartungen der Unternehmen entgegen, die beide mit steigenden Werten aufwarten können. Der Investitionssaldo gewinnt zwei Punkte und liegt nun bei fünf Punkten, zugleich kann der Exportsaldo sogar um 15 Punkte zulegen und erreicht die Marke von 17 Punkten.
Jedes Jahr im Herbst laden die Stadt Frankfurt am Main und die IHK Frankfurt am Main gemeinsam hochrangige Vertreter aus der Frankfurter Wirtschaft, aus Industrie und Handwerk sowie von Gewerkschaften, Verbänden und Politik ein. Dabei fungieren der Frankfurter Römer und die IHK Frankfurt am Main alternierend als Veranstaltungsort.
Foto: Ansgar Roese, Veronika Grimm, Ulrich Caspar (v.l.n.r)