Konjunkturumfrage im IHK-Bezirk Frankfurt am Main zum Herbst 2024
10. Oktober 2024
IHK fordert Rückkehr zu guten und planungssicheren Rahmenbedingungen für die Wirtschaft IHK-Präsident Caspar: Politik macht Wirtschaft zu kleinteilige Vorgaben
Die Stimmung der Unternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main hat sich abermals verschlechtert. War der Geschäftsklimaindex zur Frühsommerbefragung mit 102 Punkten noch knapp über die Wachstumsschwelle von 100 Indexpunkten geklettert, ist er zur Herbstbefragung wieder auf 94 Punkte gesunken.
„Die leichte Stimmungsaufhellung zur Jahresmitte konnte nicht in den Herbst herübergerettet werden. Die globalen Ereignisse und zunehmend auch die strukturellen Probleme am deutschen Standort wirken sich weiter auf die regionale Wirtschaft aus. Trotz sinkender Inflationsrate bleibt die Stimmung der Unternehmen verhalten. Auch die Investitionsbereitschaft ist weiter von Zurückhaltung geprägt“, sagt IHK-Präsident Ulrich Caspar zu den Ergebnissen.
Die beiden Komponenten des Geschäftsklimaindex – Lage und Erwartungen – entwickelten sich rückläufig. Der Saldo der aktuellen Geschäftslage liegt nun bei null Punkten, ein Minus von elf Punkten im Vergleich zur Umfrage im Frühsommer 2024. Auch der Blick auf die kommenden Monate wird wieder kritischer. Der Saldo der Geschäftserwartungen sinkt um sechs Punkte und liegt nun bei minus zwölf Punkten. Nach den geplanten Investitionen gefragt, zeigen sich die Unternehmen weiterhin zurückhaltend. Der Saldo sinkt um vier auf minus vier Punkte. Anders verhält es sich mit den erwarteten Exportvolumen. Seit Herbst 2023 verbessern sich diese Werte fortlaufend und sind zuletzt im zwei Punkte gestiegen und liegen jetzt bei drei Punkten. Hingegen ist der Saldo der Beschäftigungserwartungen in der jüngsten Analyse um zwei auf zwei Punkte gesunken, liegt damit aber weiterhin leicht im positiven Bereich.
Eine Branchenbetrachtung liefert differenziertere Ergebnisse. Im Frühsommer zeigte sich die Industrie noch in guter Verfassung und die Talsohle schien durchschritten zu sein. Die neuesten Ergebnisse lassen diese Schlussfolgerung nun nicht mehr zu. Vielmehr ist der Geschäftsklimaindex deutlich um 28 Punkte auf nur noch 88 Indexpunkte zurückgegangen. Auch das Kredit- und Versicherungsgewerbe zeigt sich weniger positiv als zuletzt. Der Klimaindex sinkt um fünf auf dennoch gute 116 Punkte. In der Dienstleistungsbranche schwächt sich die bisher gute Stimmung nicht ab und fällt beim Geschäftsklimaindex um sechs auf 99 Punkte. In der Bau- und Immobilienwirtschaft verbessert sich hingegen das Stimmungsbild und der Geschäftsklimaindex steigen um zwei auf ebenfalls 99 Punkte. Der Sinkflug im Handel setzt sich weiter fort und hier sinkt der Geschäftsklimaindex um fünf auf nun 76 Punkte.
Nach den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung gefragt, liegt die Inlandsnachfrage zur Herbstumfrage 2024 mit 56 Prozent der Nennungen auf Platz eins. Auf Platz zwei und drei folgen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (53 Prozent) und der Fachkräftemangel (46 Prozent). „Die Sorge um eine schwächelnde Inlandsnachfrage ist nicht neu, nimmt in diesem Jahr allerdings wieder an Fahrt auf. Gepaart mit der Unzufriedenheit über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sorgen sie auch weiterhin für weitestgehenden Investitionsstillstand und zurückhaltenden privaten Konsum. Eine Rückbesinnung der Wirtschaftspolitik auf die Bereitstellung von guten und planungssicheren Rahmenbedingungen sowie weniger erratische und kleinteilige Eingriffe würden sich positiv auf die Wirtschaft auswirken. Das verabschiedete Bürokratieentlastungsgesetz IV ist zum Beispiel ein wichtiger Schritt, sollte aber nicht der letzte gewesen sein. Es braucht eine konsequente Entbürokratisierung, eine Reduktion der Steuerbelastung und mehr unternehmerische Freiheit, um unsere Region und Deutschland wieder wettbewerbsfähiger zu machen“, fordert Caspar als Konsequenz aus dem erhobenen Stimmungsbild.
Zum Hintergrund: Die IHK Frankfurt am Main befragt dreimal jährlich rund 1.500 Mitgliedsunternehmen im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis sowie in der Stadt Frankfurt am Main zur aktuellen Lage und ihren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung. Die aktuelle Umfrage wurde im Zeitraum vom 17. September 2024 bis zum 4. Oktober 2024 durchgeführt. Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, werden im Konjunkturbericht der IHK Frankfurt am Main erläutert, der Ende Oktober 2024 veröffentlicht wird.