Konjunkturumfrage im IHK-Bezirk Frankfurt am Main zum Jahresbeginn 2024


5. Februar 2024

Regionale Konjunktur: Stimmung weiterhin auf niedrigem Niveau

Die Gesamtstimmung bei den Unternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main pendelt sich auf einem niedrigeren Niveau ein. In der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2024 bleibt der Geschäftsklimaindex wie bei der Vorumfrage (Herbst 2023) bei 98 Punkten und liegt damit knapp unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. „Die aktuellen Konjunkturergebnisse zeigen, dass die Situation für die meisten Unternehmen nach wie vor angespannt ist. Die schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen vor Ort und die wachsenden internationalen Risiken sind immer schwerer zu stemmen und verhindern eine positive wirtschaftliche Entwicklung“, sagt Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse.
Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage wird von den Unternehmen erneut nach unten korrigiert. Nun liegt der Saldo der Geschäftslage bei sieben Punkten und damit einen Punkt unterhalb der Vorumfrage sowie sechs Punkte unterhalb der Vorjahresumfrage (Jahresbeginn 2023). Nach den Erwartungen an die kommenden Monate befragt, antworten die Unternehmen ähnlich zur letzten Umfrage. Der Saldo bleibt bei minus zehn Punkten. Die Stabilisierung der Geschäftserwartungen zeigt jedoch leicht positive Effekte bei Investitionen und Beschäftigung. Im Saldo sagen nun wieder mehr Unternehmen, dass sie Investitionen tätigen wollen. Der Saldo liegt bei einem Punkt und damit vier Punkte über der Vorumfrage. Aufgrund des hohen Fachkräftemangels wollen auch wieder mehr Unternehmen Menschen einstellen. Der Wert steigt im Saldo um einen Punkt auf insgesamt drei Punkte. Am deutlichsten zeigen die Exporterwartungen nach oben. Trotz schwieriger globaler Lage erwarten die Unternehmen einen merklichen Zuwachs des Exportgeschäfts. Der Saldo steigt um elf Punkte auf zwei Punkte.
Beim Blick in die einzelnen Branchen fallen die Bewertungen unterschiedlich aus. Sowohl der Industriesektor als auch das Dienstleistungsgewerbe insgesamt, verändern ihre Einschätzungen gegenüber der Vorumfrage kaum. In der Industrie bleibt der Geschäftsklimaindex bei 97 Punkten, bei den unternehmensnahen Dienstleistern sinkt er um einen auf 103 Punkte. Zu den Gewinnern zählt das Kredit- und Versicherungsgewerbe. Hier steigt der Geschäftsklimaindex auf 122 Punkte und verzeichnet damit ein Plus von elf Punkten. Das Baugewerbe korrigiert die zuletzt sehr negativen Einschätzungen etwas nach oben – mit einer Steigerung des Geschäftsklimaindizes auf 94 Punkte (+ 18 Punkte). Es liegt dennoch weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Weniger positiv sieht es im Handel aus. Hier verliert sowohl der Groß- als auch der Einzelhandel an Boden. Insbesondere die Unternehmen des Einzelhandels bewerten derzeitige und zukünftige Geschäftslage schlechter als zuvor, sodass auch der Geschäftsklimaindex auf 60 Punkte abrutscht (- 12 Punkte). Die Zurückhaltung der privaten Konsumenten drückt die Stimmung deutlich.
Nach den größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung gefragt, werden mittlerweile drei Risikofaktoren von über der Hälfte der Unternehmen genannt: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Inlandsnachfrage und der Fachkräftemangel. Alles keine neuen Probleme, jedoch nehmen sie immer weiter an Bedeutung zu.
„Die Risiken für die regionale Wirtschaft sind derzeit vielfältig. Vor allem der private Konsum – der in diesem Jahr die Stagnation beenden sollte – fällt als Treiber absehbar aus. Von der Politik braucht es jetzt eine Reihe entlastender Maßnahmen. Laut unserer Umfrage sind es vor allem bürokratische Belastungen und lange Planungsprozesse, die die Unternehmen belasten. Auch eine fehlende Verlässlichkeit in der Energiepolitik wird genannt. Die Unternehmen brauchen ein stabiles Umfeld mit investitionsfreundlichen Rahmenbedingungen, um die Transformationen der Wirtschaft selbst zu gestalten. Bei alledem ist Planungssicherheit für die am Wirtschaftsstandort tätigen Unternehmen wichtig“, so Caspar abschließend.
Zum Hintergrund: Die IHK Frankfurt am Main befragt dreimal jährlich rund 2.900 Mitgliedsunternehmen im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis sowie in der Stadt Frankfurt am Main zur aktuellen Lage und ihren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung. Die aktuelle Umfrage wurde im Zeitraum vom 2. Januar 2024 bis zum 22. Januar 2024 durchgeführt. Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, werden im Konjunkturbericht der IHK Frankfurt am Main erläutert, der Mitte Februar 2024 veröffentlicht wird.