Staatskanzleichef Kuhn: „Das Länderübergreifende Strategieforum FrankfurtRheinMain leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Metropolregion“
12. Juli 2024
- Auf Einladung von PERFORM trafen sich zum „Tag der Metropolregion“ mehr als 200 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der IHK Frankfurt am Main.
- Staatssekretär Benedikt Kuhn, Chef der Hessischen Staatskanzlei, unterstrich die Bedeutung des Länderübergreifenden Strategieforums FrankfurtRheinMain, um die Metropolregion bei den zentralen Zukunftsfragen als Ganzes weiter zu gestalten.
- Fokus der beiden Expertenpanel lag auf den Wirtschaftsfaktoren Fläche und Sport.
- Circle aus Offenbach am Main gewinnt den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Metropolregion 2024, der erstmals offiziell von PERFORM vergeben wurde.
FrankfurtRheinMain ist trotz vieler Herausforderungen ein hoch attraktiver Arbeits- und Lebensmittelpunkt. Da waren sich die Gäste des diesjährigen Tags der Metropolregion einig, der vor Kurzem auf Einladung von PERFORM, der Initiative der Wirtschaftskammern der Metropolregion, in der IHK Frankfurt am Main stattfand. „Wir sind Finanzzentrum und Digitalisierungshauptstadt Europas“, sagte Ulrich Caspar, Vorsitzender von PERFORM und Präsident der IHK Frankfurt am Main, zur Eröffnung. „Und dank des Frankfurter Flughafens sind wir auch die internationalste aller Metropolregionen.“ Doch bestehende Erfolge dürften nicht darüber hinwegtäuschen, so Caspar, dass es zentrale Themen jetzt dringend anzugehen gelte, wolle man auch in Zukunft national und international wettbewerbsfähig bleiben. „Wir entscheiden jetzt, wie unsere Entwicklungschancen in den kommenden 20 bis 30 Jahren aussehen werden.“
Eine unzureichende Verkehrsinfrastruktur, eine hohe Nachfrage nach Flächen und Immobilien, die kaum mehr bedient werden könne, unzumutbar hohe Auflagen für Handwerk, Industrie und Gewerbe, der demografische Wandel und damit einhergehende Arbeits- und Fachkräftemangel: Die Themen seien bekannt, betonte auch Susanne Haus, Stellvertretende Vorsitzende von PERFORM und Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. „Lösen können wir sie nur, wenn die Metropolregion weiter zusammenwächst und ihre Akteure aus Politik und Wirtschaft unbürokratisch auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten: eine lebenswerte Region mit starken Unternehmen fördern.“
Das richtige Signal seitens der Politik setzte Staatssekretär Benedikt Kuhn, seit Januar 2024 Chef der Hessischen Staatskanzlei und Vorsitzender des Länderübergreifenden Strategieforums FrankfurtRheinMain: „Das Länderübergreifende Strategieforum FrankfurtRheinMain leistet einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Metropolregion.“
Neben großen Visionen auch im Kleinen Verbesserungen erzielen
Matthias Martiné, Stellvertretender Vorsitzender von PERFORM und Präsident der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar, freute sich im Dialog mit Kuhn, dass dieser mit Schwung in die neue Aufgabe gestartet sei. Das Länderübergreifende Strategieforum sei von großem Wert für die Metropolregion. Er erhoffe sich weitere Erfolge wie das länderübergreifende Mobilitätskonzept, das aktuell ausgearbeitet wird. Genauso wichtig, wie große Visionen zu entwickeln, sei es, im Kleinen für die Unternehmen und die Menschen in der Metropolregion relativ schnell Verbesserungen erzielen.
Kuhn sagte, dass sich Hessen auf Bundesebene unter anderem für Planungsbeschleunigungen einsetze. In der Wirtschaftspolitik wolle die Landesregierung zudem Maßnahmen anstoßen, die kleine und mittlere Unternehmen im Transformationsprozess unterstützen. Als weitere wirtschaftspolitische Schwerpunkte der neuen Landesregierung nannte Kuhn das „Hessengeld“ für junge Familien zum Erwerb von selbstgenutztem Wohnraum, den „Hessenfonds“ für eine aktive Landeswirtschaftsförderung durch Anreize für Investitionen und Ansiedlungen sowie die seit Juni kostenfreie Meisterausbildung. Was Kuhn – gern auch auf Ebene des Länderübergreifenden Strategieforums – anpacken möchte: Ausländische Fachkräfte, die in der Metropolregion ein Studium oder eine Ausbildung erfolgreich abschließen, sollten mit dem Zeugnis gleichzeitig eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Das begrüßte Martiné, denn FrankfurtRheinMain sei seit jeher eine Zuwanderungsregion und auch in Zukunft auf gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen.
Ohne Wachstum fällt die Region im internationalen Wettbewerb zurück
Angewiesen ist die Wirtschaft auch auf Flächen und auf Wohnraum für ihre Fachkräfte. Doch die sind in einem so verdichteten Raum ein knappes Gut, und der Klimawandel bringt neuen Druck ins Thema. Der hessische Wirtschaftsstaatssekretär Umut Sönmez machte im Expertenpanel zum Wirtschaftsfaktor Fläche deutlich: „Wollen wir im globalen Wettbewerb als Metropolregion nicht zurückfallen, brauchen wir Wachstum. Dieser Diskussion müssen wir uns als Gesellschaft stellen.“ Bei Bauprojekten, selbst bei Wohnneugebieten, fehle es immer häufiger an Akzeptanz in der Bevölkerung. Es müsse gemeinschaftlich gelingen, hin zu einem offenen Dialog zu kommen, wie derartige Projekte gesellschaftlich, wirtschaftlich und ökologisch Verbesserungen erzielen können. Auch gelte es, die Kommunen finanziell besser zu unterstützen. Denn schafften diese beispielsweise neue Wohngebiete, hingen daran weitere Kosten im Bereich der Daseinsvorsorge, die oft nicht mehr gestemmt werden könnten.
Das bestätigte Claudia Jäger, seit März Verbandsdirektorin des Regionalverbands FrankfurtRheinMain. Die Kommunen gingen beispielsweise mit Anfragen von Rechen- oder Logistikzentren, die sich in der Metropolregion ansiedeln möchten, zunächst durchaus offen um. Die Akzeptanz der Bevölkerung ginge bei solchen Projekten jedoch meist gegen Null. Die Interessen der Bürger anzuhören, gehöre in einer Demokratie dazu. Es brauche eine bessere Kommunikation für wichtige Bauvorhaben. Denn das Thema Freiraumsicherung, unter anderem für Landwirtschaft und Naturschutz, spiele eine immer stärkere Rolle.
Caspar begrüßte, dass das Land Hessen den kommunalen Finanzausgleich zugunsten von Kommunen, die Bauland ausweisen, ändern wolle. Neben der Tatsache, dass für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe sowie für Erweiterungen nicht genügend Flächen bereitstünden, kritisierte er, dass die Verfahren zur Aufstellung von Bebauungsplänen zu lange dauerten. Die Dauer sei auch deshalb so entscheidend, weil sich die politische Opposition diese sonst für den Stimmenfang zunutze machen könne. „Wenn ein Verfahren für ein Bauvorhaben in zwei Jahren durch ist, lohnt sich das für die Opposition nicht mehr – und sorgt gleichzeitig dafür, dass wichtige Bauprojekte bei einem Politikwechsel nicht wieder in Frage gestellt werden können.“ Ebenfalls kritisierte Caspar die stetig steigenden Standards, die häufig nicht einmal sicherheitsrelevant seien und die Baukosten erheblich verteuerten. „Ein Autohersteller ist auch nicht verpflichtet, immer den neuesten Stand der Technik zu verbauen, um eine Zulassung zu bekommen.“ Verfahren könnten zudem verschlankt werden, indem zum Beispiel bei simplen Massenverfahren Genehmigungsverfahren wegfallen. „Gesetze und Vorgaben müssen sowieso eingehalten werden. Dies würde Unternehmen, Bürger und Ämter entlasten“, so Caspar.
Das Ansehen des Rhein-Main-Gebiets sei international weiterhin sehr gut und die Nachfrage von ausländischen Unternehmen, sich hier anzusiedeln, hoch. Nur bedienen könne man größere Flächenanfragen kaum noch, bestätigte Eric Menges, Geschäftsführer der FrankfurtRheinMain GmbH. Bei kleineren Projekten mache sich das nicht so bemerkbar, in der Vergangenheit hätte man jedoch wichtige Ansiedlungen nicht ermöglichen können, die für die Metropolregion von hohem Wert gewesen wären. Wolle die Metropolregion ihre weiterhin sehr hohe Attraktivität dauerhaft halten, müssten alle Akteure dafür mehr tun, mahnte Menges.
Dr. Marcus Walden, Mitglied bei PERFORM und Präsident der IHK für Rheinhessen, schlug beim Tag der Metropolregion die Brücke zwischen dem Wirtschaftsfaktor Fläche und Sport: „Um internationale Ansiedlungen zu gewinnen, müssen wir Flächenmanagement gemeinsam und über Kommunen und Bundesländergrenzen hinweg denken. Ansätze für digitale Übersichten zu Verfügbarkeiten und Preisen sind da. Ziehen wir den Vergleich zum Sport: Kein Bundesligaverein kann sich brachliegende Potenziale leisten und lässt seinen besten Spieler auf der Bank sitzen. Ein aktives Flächenmanagement ist gefragt, dass die Potenziale noch systemischer hebt und Flächen effizient und nachhaltig entwickelt.“
Als Region für den Spitzensport würde FrankfurtRheinMain sichtbarer
Deutschland steht derzeit im Zeichen der Fußball-Europameisterschaft, fünf Spiele werden in Frankfurt am Main ausgetragen. Auch weitere internationale Sportereignisse finden in der Mainmetropole statt, zuletzt 2023 zwei Spiele der National Football League (NFL). Andere, beispielsweise die Handball-Europameisterschaft zu Jahresbeginn, gehen an ihr vorbei. Das Expertenpanel zum Wirtschaftsfaktor Sport machte deutlich, dass FrankfurtRheinMain dem Spitzensport im Vergleich zu anderen Regionen nicht den Stellenwert einräumt, den er verdient.
Früher sei man zum Fußballspiel und wieder nach Hause gegangen. Heute sei damit häufig ein komplettes Entertainmentprogramm verbunden, sagte Rüdiger Fritsch, Präsident des SV Darmstadt 1898. Dass Großsportereignisse das Geld, das sie kosten, mit einem deutlichen Plus wieder einspielen, zeigten laut Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main, nicht zuletzt die Ergebnisse der NFL-Studie, in diesem Jahr veröffentlicht wurden. Eine Multifunktionshalle, wie sie Dr. Gunnar Wöbke, Geschäftsführender Gesellschafter der SKYLINERS GmbH, seit Jahren fordere, wäre eine wirtschaftliche Chance für die gesamte Metropolregion. Von der Fußball-EM profitiere aktuell auch der Bayrische Untermain, betonte Dr. Heike Wenzel, Stellvertretende Vorsitzende von PERFORM und Präsidentin der IHK Aschaffenburg. Nicht nur von Übernachtungen und den damit verbundenen Dienstleistungen oder dem Public Viewing. Das Tagungsgeschäft, das sonst in Frankfurt am Main stattfinde, weiche an den Bayrischen Untermain aus. Staatssekretär Kuhn hatte zu Beginn des Tags der Metropolregion bekräftigt, dass das Land Hessen den Bau einer Multifunktionsarena unterstütze. Wenzel verspricht sich von einer solchen Sportstätte auch mehr internationale Sichtbarkeit für ganz FrankfurtRheinMain. Spitzensport, das war Wöbke wichtig, habe neben dem wirtschaftlichen Faktor auch einen hohen gesellschaftlichen Wert. Man brauche diesen als Vorbildfunktion, um junge Menschen von der Straße und vom Bildschirm zu holen und sie in ihrer Entwicklung zu fördern.
Preis der Metropolregion: Circle entscheidet Publikumsvoting für sich
Wie Zusammenarbeit innerhalb der Metropolregion interkommunal und über Ländergrenzen hinweg gelingen kann, zeigt der Preis der Metropolregion, indem er entsprechende Ideen und Projekte sichtbar macht. Nachdem der ehemalige Hessische Staatsminister Axel Wintermeyer im vergangenen Jahr für seine Verdienste um die länderübergreifende Weiterentwicklung von FrankfurtRheinMain symbolisch mit dem Preis ausgezeichnet wurde, hat PERFORM diesen 2024 erstmals offiziell vergeben. Unter allen Einreichungen wählte eine Jury fünf Finalisten aus, die sich beim Tag der Metropolregion dem Publikum präsentierten. Dieses stimme anschließend für das Siegerprojekt ab.
Das Publikumsvoting entschied Circle – der Hub für Urban Mining für sich. In der innovativen Büro- und Kooperationsstruktur organisieren sich seit Januar Unternehmen der Bau- und Kreislaufwirtschaft, die ihren Sitz in der Metropolregion haben, mit eigens eingerichteten Betriebsstätten auf rund 2.000 Quadratmetern im Hafen Offenbach am Main. „Durch die räumlich engere Zusammenarbeit der Unternehmen entlang des gesamten Kreislaufs wollen wir eine höhere Recyclingquote für Bauabfälle erreichen und deren Transportwege verkürzen. Das Konzept verspricht auch neue Lösungen für nachhaltiges Bauen und einen stärkeren Fokus auf die Wirtschaftlichkeit von entsprechenden Bauprojekten“, sagte Daniel Imhäuser, Gesellschafter und Geschäftsführer der Blasius Schuster Unternehmensgruppe, der Circle ins Leben gerufen hat. Das Preisgeld, verriet er, wolle man in die Entwicklung einer kostenfreien digitalen Plattform investieren, die dazu dient, mineralische Abfälle auch bei kleineren Mengen bestmöglich wieder in den Kreislauf zu führen.
Pressekontakt: Veronika Heibing, Leiterin der Geschäftsstelle, PERFORM GbR, c/o IHK Darmstadt, Tel. 06151 871-1169, E-Mail: veronika.heibing@darmstadt.ihk.de
Bild 1 – Dialog Kuhn/Martiné: Von links: Moderatorin Anke Seeling, Staatssekretär Benedikt Kuhn, Chef der Hessischen Staatskanzlei, und Matthias Martiné, Stellvertretender Sprecher von PERFORM und Präsident der IHK Darmstadt.
Bild 2 – Panel „Wirtschaftsfaktor Fläche“: Von links: Moderatorin Anke Seeling, Ulrich Caspar, Sprecher von PERFORM und Präsident der IHK Frankfurt am Main, Eric Menges, Geschäftsführer der FrankfurtRheinMain GmbH, Claudia Jäger, Verbandsdirektorin des Regonalverbands FrankfurtRheinMain, und Umut Sönmez, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum.
Bild 3 – Panel „Wirtschaftsfaktor Sport“: Von links: Moderatorin Anke Seeling, Dr. Gunnar Wöbke, Geschäftsführender Gesellschafter der SKYLINERS GmbH, Dr. Heike Wenzel, Stellvertretende Sprecherin von PERFORM und Präsidentin der IHK Aschaffenburg, Rüdiger Fritsch, Präsident des SV Darmstadt 1898 e.V. und Aufsichtsratsmitglied der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH, und Thomas Feda, Geschäftsführer der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt am Main.
Bild 4 – Verleihung des Preises der Metropolregion 2024: Ulrich Caspar (rechts), Sprecher von PERFORM und Präsident der IHK Frankfurt am Main, überreicht den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Metropolregion an Daniel Imhäuser, der mit Circle das Publikumsvoting für sich entschieden hat.
Fotonachweis: PERFORM GbR / Stefan Krutsch
Weitere Fotos sind auf Anfrage erhältlich.
Über PERFORM – die Initiative der Wirtschaftskammern aus FrankfurtRheinMain
FrankfurtRheinMain gehört zu einer der wirtschaftsstärksten Metropolregionen Deutschlands und Europas. Damit das so bleibt, haben die Wirtschaftskammern der Metropolregion 2016 die Zukunftsinitiative PERFORM gegründet. Sie fördert die interkommunale und länderübergreifende Zusammenarbeit sowie die Vernetzung von Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft, liefert Impulse und setzt eigene Projekte zur wirtschaftlichen Entwicklung der Metropolregion um.
Mitglieder von PERFORM sind die Industrie- und Handelskammern IHK Aschaffenburg, IHK Darmstadt, IHK Frankfurt am Main, IHK Gießen-Friedberg, IHK Limburg, IHK für Reinhessen und IHK Wiesbaden sowie die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. Vorsitzender des Strategiekreises – das höchste Entscheidungsgremium von PERFORM – ist Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main. Stellvertretende Vorsitzende des Strategiekreises von PERFORM sind Matthias Martiné, Präsident der IHK Darmstadt, Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, und Dr. Heike Wenzel, Präsidentin der IHK Aschaffenburg.
Die Geschäftsstelle der PERFORM GbR hat ihren Sitz in Darmstadt.