Zum geplanten Radweg entlang der Eschersheimer Landstraße Von Verschuer: „Die Bedeutung der Verkehrsinfrastruktur für die Wirtschaft der Stadt wird zu wenig beachtet.“


25. September 2024
Unternehmen an der Eschersheimer Landstraße haben wegen der möglichen wirtschaftlichen Konsequenzen, die aus dem Wegfall von Parkplätzen entstehen könnten, daran erinnert, an der Verkehrsplanung beteiligt zu werden. Wegen eines neuen Radwegs zwischen Humserstraße und Hügelstraße entfallen zwanzig Parkplätze sowie elf Kurzparkplätze dauerhaft. Zusätzlich wird in nördliche Fahrtrichtung den Kraftfahrzeugen nur noch eine Fahrspur zur Verfügung stehen. Dies geht mit verlängerten Reisezeiten und einem erhöhtem Parksuchverkehr einher. Die Gewerbetreibenden befürchten sinkende Kundenzahlen und zusätzliche Belastungen durch Stau in den Hauptverkehrszeiten.
Susanne von Verschuer, IHK-Vizepräsidentin, sagte: „Die angekündigten Maßnahmen entlang der Eschersheimer Landstraße sind wieder ein Beispiel, dass Gewerbetreibende bei Umgestaltungsprozessen im öffentlichen Straßenraum nicht beteiligt werden. Die Bedeutung der Verkehrsinfrastruktur für die Wirtschaft der Stadt wird zu wenig beachtet. Unternehmen müssen für Lieferanten, Kunden und Pendler erreichbar bleiben. Die IHK Frankfurt am Main bittet die Stadtpolitik, die Verkehrs- und Infrastrukturpolitik, bei erforderlichen Umgestaltungsprozessen mit den Akteuren der Wirtschaft zusammen zu planen. Das Ausweisen von Ladezonen allein ist hier nicht ausreichend “.
Anita Schwarz, Inhaberin von Pelze am Dornbusch und Vorsitzende des Geschäftsrings Dornbusch: „Seit Jahren bitten wir die Stadt Frankfurt, die Parkplätze vor unserem Laden durch Markierungen zu Kennzeichnen und so neben den Parkplätzen auch ausreichend Raum für Lieferverkehre zu schaffen. Die vorhandene Parkbucht reicht hierfür ohne Probleme aus. Statt auf unsere Anregungen einzugehen oder mit uns in Kontakt zu treten, wandelt die Stadt nun einen Parkplatz in eine Lieferzone um. Ob weitere Parkplätze in unmittelbarer Nähe wegfallen, wissen wir Aufgrund der mangelhaften Kommunikation nicht einmal. Wir hätten uns als anliegenden Gewerbetreibenden gewünscht, vorab informiert und bei der Planung einbezogen zu werden. “
Keskin Sukru, Inhaber des Dornbusch Kebap Hauses kritisiert: „Direkt vor unserem Laden soll eine Lieferzone für DHL und Amazon entstehen. Die stehen täglich maximal zwei Minuten vor unserem Geschäft. Wir haben bereits jetzt genug Stellflächen für Lieferfahrzeuge. Dafür fällt für unsere Kunden den ganzen Tag ein Parkplatz weg. Zusätzlich werden durch den Wegfall von weiteren Parkplätzen entlang der Straße die Kunden der anderen Geschäfte ebenfalls bei uns parken. Die Lieferparkplätze sind für uns kein Gewinn, sondern ein Verlust. Das hätte die Stadt erfahren, wenn sie uns bei der Entwicklung dieser Maßnahme beteiligt hätte.“
Mehdi Davoodi, Inhaber der Frankfurter Handywerkstatt: „Wir erwarten einen deutlichen Rückgang bei unserer Kundenzahl. Viele unserer Kunden halten kurz, bringen ihr defektes Handy rein und holen dieses später wieder ab. Auch unsere Lieferanten halten direkt vor unserem Geschäft. Dafür sind die Kurzparkplätze bestens geeignet. Bereits bei der Baustelle vor einigen Monaten fielen die Kurzparkplätze vor unserem Laden weg. Damals brachen unsere Einnahmen deutlich ein.“
Angelo Gallo, Inhaber der Metzgerei Gallo: „Wenn die Maßnahmen so umgesetzt werden, erwarten wir Umsatzeinbußen. Viele unserer Kunden halten in Ihrer Mittagspause kurz an und besorgen sich etwas zu Essen. Auch unsere Lieferanten müssen irgendwo halten können, um uns zu beliefern. Bei Cateringaufträgen müssen wir selbst regelmäßig größere Bestellungen verladen. Diese wichtigen Umsatzquellen sind ohne die Kurzparkplätze gefährdet.“
Dr. Andreas Hermening, Inhaber Apotheke am Dornbusch: „Viele unserer Kunden sind nur eingeschränkt mobil und benötigen ausreichend Parkplätze in der Nähe unserer Apotheke. Seit Corona wissen wir, dass auch Personen, die nur leichte Erkältungssymptome aufweisen, nicht mehr den ÖPNV nutzen sollten. Darüber hinaus wurden die Pläne mit uns weder abgestimmt, noch kommuniziert. Aus diesem Grund wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, was in den Herbstferien konkret umgesetzt werden soll.”
Anibal Gonçalves, Inhaber des Musikhaus am Dornbusch: „Durch die Reduzierung der ohnehin knappen Parkplätze, die zum Teil in Lieferzonen für die großen Online-Markplätze umfunktioniert werden, greift die Verkehrspolitik der Stadt Frankfurt aktiv den Einzelhandel vor Ort an und unterstützt den Internethandel. Unsere Kunden bringen große und kleine Instrumente zur Reparatur und holen diese wieder ab. Ohne ausreichend zugängliche Parkplätze vor unserem Laden sind wir für Kunden und Lieferanten aus der gesamten Region nicht erreichbar. Wir sind als eines der noch wenigen verbliebenen Musikhäuser ein Geschäft zum Anfassen, Anhören und Erleben. So etwas bietet der Onlinehandel nicht an. Wer diese Maßnahmen umsetzt, gefährdet bewusst die Zukunftsfähigkeit des mittelständischen Einzelhandels.“
Dr. Alexander Theiss, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Frankfurt am Main, ergänzt: „Es fällt uns zunehmend schwerer, den Beteuerungen der Stadt, den Einzelhandel und die Einkaufslagen fördern zu wollen, Glauben zu schenken. In den letzten Monaten haben wir erlebt, wie unternehmerische Tätigkeiten durch steigende Gebühren, bspw. eine Versiebenfachung bei Kundenstoppern, erneute Fahrspurreduzierungen und damit zusammenhängende Verschlechterung der Erreichbarkeit von Unternehmen mit dem Individualverkehr, ohne vorab adäquate Alternativen zu schaffen, reduzierte Fahrpläne mit einer einhergehenden Verschlechterung des ÖPNV-Angebotes erschwert werden. Die fehlende Einbindung von betroffenen Unternehmen in verkehrliche Umbaumaßnahmen halten wir für sehr schlecht. Zusammenfassend bleibt für uns nur der Schluss, dass der Wirtschaft von Seiten städtischer Entscheidungsträger zu wenig Bedeutung beigemessen wird und durch Baumaßnahmen ausgelöste geschäftliche Schieflagen billigend in Kauf genommen werden. Dabei sind es gerade die inhabergeführten Geschäfte, die Stadtteile lebendig machen, Ausbildungsplätze anbieten, Vereine unterstützen und soziale Treffpunkte bilden.“