IHK: Lage auf dem Wohnungsmarkt besorgniserregend - Einbruch der Neubauaktivitäten, das Mietpreisniveau steigt deutlich
31. März 2025
Der Immobilienmarkt im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt am Main steht weiterhin unter Druck. Wirtschaftspolitische Unsicherheiten, hohe Baukosten und zunehmende regulatorische Belastungen haben zu einer anhaltenden Investitionszurückhaltung geführt. Laut der Konjunkturumfrage für den IHK-Bezirk Frankfurt am Main vom Jahresbeginn sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der größte Risikofaktor für die Bau- und Immobilienwirtschaft.
Anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Wohnungsmarktberichts der Frankfurter Immobilienbörse sagt Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main: „Die Entwicklungen auf dem Wohnimmobilienmarkt im IHK-Bezirk Frankfurt am Main sind besorgniserregend. Die Neubauzahlen liegen auf einem historisch niedrigen Niveau, da hohe Baukosten und regulatorische Vorgaben zu einem Einbruch der Bautätigkeit geführt haben. Die sich daraus ergebenden trüben Erwartungen der Bau- und Immobilienwirtschaft spiegeln sich auch in der Stimmungslage der Branche wider. Laut der IHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2025 sinkt der Geschäftsklimaindex in den beiden Branchen um drei Punkte auf 96 und liegt damit weiterhin unter der Wachstumsschwelle von 100 Punkten.“
Gerade die Wohnungsfertigstellungen blieben weit hinter den gesteckten Zielen zurück. Die Ampel-Koalition hatte sich bei Amtsantritt vorgenommen, jährlich 400.000 neue Wohnungen errichten zu lassen. Im Jahr 2024 wurden allerdings nur 260.000 Einheiten fertiggestellt und für 2025 ist ein weiterer Rückgang auf 230.000 zu erwarten.
Vor diesem Hintergrund dürfte die Stimmung in der Bau- und Immobilienwirtschaft auch weiterhin angespannt bleiben. „Neben den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen beurteilen mehr als die Hälfte der Unternehmen aus Bau- und Immobilienwirtschaft in der aktuellen Konjunkturumfrage den Fach- und Arbeitskräftemangel als größtes Risiko. 48 Prozent nennen ebenso die Energie- und Rohstoffpreise als Belastung für die Branche“, ergänzt Helmut Christmann, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt am Main.
Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen und Häuser im Frankfurter Kammerbezirk haben sich je nach Lage und Gebäudetyp im Jahr 2024 unterschiedlich entwickelt. „In Frankfurt am Main erzielen Eigentumswohnungen in zentralen Lagen wie der Altstadt, dem Westend oder dem Europaviertel sehr vereinzelt Spitzenpreise von bis zu 11.750 Euro pro Quadratmeter, während in Stadtteilen wie Höchst, Sindlingen oder Zeilsheim die Immobilienpreise bei durchschnittlich 3.700 Euro pro Quadratmeter und in kleineren Gemeinden wie Glashütten im Schnitt bei 2.350 Euro pro Quadratmeter liegen“, sagt Helmut Christmann. „Auch die Preise von Einfamilienhäusern fallen je nach Region unterschiedlich aus: Auf Frankfurter Stadtgebiet beginnen die Preise bei 235.000 Euro, während die günstigsten Objekte in Weilrod und Grävenwiesbach bereits für 115.000 bis 175.000 Euro angeboten werden. In den Städten am Fuß des Taunus wie Eschborn, Hofheim und Kelkheim notieren die teuersten Einfamilienhäuser zwischen 920.000 Euro und 1,6 Millionen Euro. Dabei gilt: Während die Kaufpreise für Neubauobjekte aufgrund der hohen Baukosten weitgehend stabil geblieben sind, verzeichnen Bestandsimmobilien teilweise deutliche Preisabschläge“.
Eine zu Jahresbeginn 2025 unter den Mitgliedern der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt am Main durchgeführte Umfrage zeigt, dass 60 Prozent der Expertinnen und Experten eine Stabilisierung der Kaufpreise für das Jahr 2025 erwarten, während ein Drittel (32 Prozent) von ihnen mit einem weiteren Anstieg der Preise rechnen.
„Neben fehlendem Bauland im Bezirk der IHK Frankfurt und der Dauer von Genehmigungsverfahren für neue Baugebiete hat sich die Überregulierung als gravierender Faktor herauskristallisiert. Das erschwert die Schaffung von Wohnraum merklich und ist eine alarmierende Entwicklung. Die Wirtschaft ist auf Planungssicherheit und effiziente Prozesse angewiesen, um Projekte effizient umsetzen zu können. Der Einbruch an Neubauaktivitäten führt zu einer weiteren Verknappung des verfügbaren Wohnraums, was den Druck auf den Mietmarkt zusätzlich erhöht“, gibt IHK-Präsident Ulrich Caspar zu bedenken.
Aus den Ergebnissen des Wohnungsmarktberichtes ist ablesbar, dass die Mieten in den westlichen Frankfurter Stadtteilen zwischen 10,50 und 10,75 Euro pro Quadratmeter liegen. In zentralen Lagen wie der Altstadt, dem Bahnhofsviertel und der Innenstadt betragen die Schwerpunktmieten rund 17 Euro, während im Westend bis zu 19,50 Euro pro Quadratmeter erreicht werden. Im Hochtaunuskreis bewegen sich die Mieten zwischen 8 und 17 Euro, im Main-Taunus-Kreis zwischen 5 und 16,50 Euro. Helmut Christmann erklärt: „Die Mietpreise steigen weiter, da viele Kaufinteressierte aufgrund der schwierigen Finanzierungssituation auf den Mietmarkt ausweichen. Die Verknappung von Wohnraum verschärft die Lage zusätzlich. Die Leerstandsquote in Frankfurt am Main liegt aktuell bei nur 0,1 Prozent.“
Die Expertinnen und Experten der Frankfurter Immobilienbörse sehen mehrere Ansatzpunkte, um den Immobilienmarkt kurz-, mittel- und langfristig zu entlasten. Ulrich Caspar mahnt: „Die Politik sollte jetzt handeln, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln. Die Reduzierung von Bauvorschriften und staatlichen Mietpreiseingriffen sind ebenso dringend erforderlich wie steuerliche Verbesserungen, so die Absenkung der Grunderwerbsteuer und die Erhöhung degressiver Abschreibungen für den Neubau und die energetische Sanierung.“
Im Wohnungsmarktbericht hat die Frankfurter Immobilienbörse zu allen Gemeinden im IHK-Bezirk Frankfurt am Main Angaben zu den aktuellen Kaufpreisen von Eigentumswohnungen, Reihenhäusern, Doppelhaushälften, Einfamilienhäusern, Baugrundstücken sowie zu den Jahresmietfaktoren und den Preisen für Mietwohnungen zusammengetragen. Der vollständige Marktbericht kann hier heruntergeladen werden: www.frankfurt-main.ihk.de/wohnungsmarktbericht.