Wirtschaft in FrankfurtRheinMain trotzt Widrigkeiten


23.01.2019
Die Wirtschaft in der Metropolregion FrankfurtRheinMain trotzt den Widrigkeiten und wird auch 2018 vergleichsweise besser gewachsen sein. „Die Metropolregion entwickelt sich innerhalb Deutschlands überdurchschnittlich. Immer mehr Menschen finden eine Beschäftigung, die Arbeitslosenzahlen in Hessen liegen auf dem niedrigsten Niveau seit kurz nach der Wiedervereinigung.“ Mit dieser Prognose eröffnete Prof. Dr. Mathias Müller, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, den IHK-Jahresempfang. Die Wachstumsrate in FrankfurtRheinMain habe 2018 voraussichtlich bei 1,7 Prozent gelegen. Für Deutschland gehen die Vorhersagen von einem Wachstum von 1,5 Prozent aus. Im Jahr 2019 erwartet die IHK eine Wachstumsrate von 1,6 Prozent für die Metropolregion, das ist gleichauf mit der Prognose der Deutschen Bundesbank für das gesamte Bundesgebiet.

„Das ist eine gute Performance, trotz mancher ungünstiger Rahmenbedingungen: Der Dauerstreit in der Bundesregierung, die Sprunghaftigkeit des amerikanischen Präsidenten und die transatlantischen Spannungen, die Wirren um die zahllosen Brexit-Szenarien oder auch das immer näher rückende Diesel-Fahrverbot.“ Vor diesem Hintergrund sei 2018 ein gutes Jahr für die Wirtschaft gewesen, sagte der IHK-Präsident.

Im Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre sprach der IHK-Präsident von einer beachtlichen Aufwärtsentwicklung des Standorts. „Frankfurt ist nicht mehr nur ein Finanzplatz in Europa, ist nicht mehr nur ein Buchungscode für internationale Flugreisende. FrankfurtRheinMain ist heute ein „Place-to-be“ mit internationaler Ausstrahlung, ein Magnet für Geschäftsleute und Reisende und ein herausragender Standort für den Handel und die Industrie.“
Nach der tiefen Krise der Weltwirtschaft 2008 mit dem höchsten Einbruch der Wirtschaftsleistung in der Nachkriegszeit wurden viele richtige Entscheidungen getroffen, so dass die Wirtschaft der Region insgesamt gestärkt daraus hervorgegangen ist. „Seit 2009 verzeichnen wir wieder rasantes Wachstum in der Region. Die Zahl der Beschäftigten hat sich seitdem um 20 Prozent erhöht und damit stärker als im Bundes- oder Landesdurchschnitt. Dieser Trend hält an. Die Unternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main haben im vorigen Jahr noch einmal deutlich die Zahl ihrer Beschäftigten erhöht.“

Im Rückblick auf zehn Jahre als IHK-Präsident skizzierte Prof. Dr. Müller die Rolle der IHK Frankfurt insbesondere als Treiber der Wirtschaft in der Metropolentwicklung, als Think Tank und als Impulsgeber. Zahlreiche Studien wurden erstellt und vielfältige Anregungen zur Gestaltung der Wirtschaft in der Metropolregion ins Gespräch gebracht. Prof. Dr. Müller erinnerte an die Initiative zur Wissensregion, das Demographienetzwerk FrankfurtRheinMain, den Masterplan Industrie der Stadt Frankfurt, den Arbeitskreis Nachhaltigkeit, die Zukunftsinitiative Perform der regionalen Wirtschaftskammern und das länderübergreifende Strategieforum.

Zu den dringenden Aufgaben, die weiterhin zur Lösung anstehen, zählte der IHK-Präsident den rapide wachsenden Fachkräftebedarf sowie bezahlbaren Wohnraum für Fachkräfte, die mangelnde Berufsorientierung, schnelleres Internet, flächendeckendes Mobilfunknetz, eine moderne Verkehrsinfrastruktur, den zügigen Bau von Schienenverbindungen und die Ermöglichung von verkaufsoffenen Sonntagen.

Prof. Dr. Müller dankte den vielen Mitstreitern für ihren Einsatz für die Weiterentwicklung der Metropolregion. „In der Region ist der Einsatz der IHK Frankfurt ein Markenzeichen geworden. Zugleich ist klar: Die Weiterentwicklung der Metropolregion ist heute nicht mehr Sache eines Einzelnen, es ist eine Bewegung geworden, der sich viele verschrieben haben, in Frankfurt, im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis und in den umliegenden Teilen der Region! Ihnen allen rufe ich zu: Bleiben Sie am Ball. Folgen Sie Ihrer Vision für die Metropolregion!“

Die IHK-Mitgliedsunternehmen rief Prof. Dr. Müller auf, an der bis 19. Februar 2019 laufenden Wahl der Mitglieder der IHK-Vollversammlung teilzunehmen.

Die positive Wertung des vergangenen Jahres brachte auch der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier in seiner Rede zum Ausdruck. „2018 war ein erfolgreiches Jahr für die Wirtschaft. Wir haben die höchste Anzahl an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und die niedrigste Arbeitslosenzahl seit Anfang der 90er Jahre. Davon profitieren auch die hessischen Unternehmen. 92 Prozent von ihnen schätzen ihre derzeitige Lage als gut oder befriedigend ein. Das ist nicht selbstverständlich und hilft uns, die großen Herausforderungen besser als andere zu bewältigen. Dazu zählen beispielsweise der Brexit, den wir zwar bedauern, aber für die Region klug nutzen wollen, die Integration der berechtigt bei uns bleibenden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt und die Digitalisierung. Wir wollen, dass Hessen in diesem Bereich führend wird. Unser Digitalministerium startet mit der Arbeit. Wir werden für eine Digitalisierungsoffensive in dieser Legislaturperiode insgesamt eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen. Auch wenn die Herausforderungen nicht kleiner werden, haben wir allen Grund, sie mit Zuversicht anzugehen. Dies gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern als wichtige Partner der Politik und starke Stimme der Wirtschaft. Damit Hessen mit Frankfurt als Herzstück eines prosperierenden Rhein-Main-Gebiets auch zukünftig einer der attraktivsten Standorte in Europa bleibt“, sagte Ministerpräsident Bouffier.

Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann hob in seinem Grußwort die Leistung von Prof. Dr. Müller, der bei der IHK-Wahl nicht wieder antritt, hervor. „Mein Dank geht an IHK-Präsident Prof. Müller für die gute Zusammenarbeit. Sie haben sich um den Wirtschaftsstandort Frankfurt sowie die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main sehr verdient gemacht. Wir verfolgen in unserer Arbeit die gleichen Ziele und betrachten den Masterplan Industrie als bedeutendes strukturpolitisches Instrument, welches aus dem industriepolitischen Dialog heraus entstanden ist.“

Der Masterplan sei ein strategischer Rahmen zur langfristigen Stärkung und Weiterentwicklung industrieller Wertschöpfung. Auch die Umsetzung Seveso-III-Richtlinie sei ein großer Erfolg, der gemeinsam mit den Unternehmen der Industrieparks Höchst, Griesheim und Alessa Fechenheim erzielt wurde und bundesweiten Vorbildcharakter habe. „Die Projekte des Masterplan Industrie werden Schritt für Schritt umgesetzt. Aber wir wollen 2019 auch neue Projekte umsetzen und unter anderem bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende in der Industrie schaffen. Der geplante Bau eines Azubi-Wohnheimes ist eine Investition in Zukunft, um den Fachkräfte von morgen bestmögliche Bildung zu bieten.“

Der Oberbürgermeister kündigte an, neue Perspektiven für Stadtteilgewerbe zu schaffen und somit das Stadtzentrum sowie Stadtteile attraktiver zu gestalten. „Die gewerbliche Vielfalt dieser Stadt ist der Mittelpunkt unseres wirtschaftspolitischen Handelns. Sie sind Botschafter unseres Wirtschaftsstandortes und geben in der Zusammenarbeit mit regionalen und internationalen Geschäftspartnern eine hervorragende Visitenkarte für die Stadt ab. Daher danke ich Ihnen im Namen der Stadt für Ihren Beitrag und die partnerschaftliche Zusammenarbeit“, sagte Oberbürgermeister Feldmann.