Erreichbarkeit der Innenstadt verbessern


5. März 2021
Die Industrie- und Handelskammer fordert in Zeiten, in denen die Coronapandemie als Katalysator struktureller Veränderungen im Einzelhandel wirkt, die Erreichbarkeit der Innenstadt mit allen Verkehrsmitteln und die Attraktivität insbesondere auch der Zeil
deutlich zu steigern. Zur Attraktivität gehören nicht nur gute und kunden-orientierte Geschäfte, Cafés und Restaurants, wofür die Unternehmen Sorge tragen, sondern auch ein attraktiver und funktionierender öffentlicher Raum im Sinne der Straßen und
Plätze der Innenstadt.

„Ein großes Problem ist die schlechter gewordene Erreichbarkeit der Zeil. Frankfurt ist das Oberzentrum für die Metropolregion FrankfurtRheinMain. Hier können Kunden ein sehr vielfältiges und auch individuelles Warenangebot finden. Die Einzelhandelsgeschäfte sind daher darauf angewiesen, dass die Kunden aus der gesamten Metropolregion sie erreichen können. Ein erheblicher Anteil der Kunden hat sich nach Untersuchungen mit dem Auto zum Einkaufen bewegt, insbesondere wenn sie von außerhalb Frankfurts kommen.
Diese Kunden tragen zu überproportional hohen Umsätzen bei“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt, bei einem Pressegespräch. Die IHK kritisierte die zunehmenden Erschwernisse, mit dem Auto die Innenstadt zu besuchen, sowie geplante Sperrungen von Einkaufsstraßen für den Autoverkehr, Fahrbahnverengungen der Haupt-Einfallsstraßen durch Radwege oder teures Parken führten jedoch zu neuen Verkehrsproblemen. Seit über zehn Jahren beklagen die Einzelhandelsunternehmen der Zeil Missstände in Frankfurts größter Einkaufsstraße, wie organisierte und aufdringliche Bettelei, Alkoholund Drogenmissbrauch und überlaute Straßenmusik“. sagte IHK-Vize-präsident Dr. Joachim Stoll. „Ein solches Erscheinungsbild der Zeil hält viele Kunden fern, auf die heute - mehr denn je - nicht verzichtet werden kann. Die Stadt München zeigt, wie man zu Lösungen kommt.“ Stoll verwies auf entsprechende dortige Regelungen. Dass zunehmend Menschen in Frankfurts Einkaufsstraßen leben und übernachten müssen, schrecke zudem die Kunden des Einzelhandels ab. Die Stadt sollte den Obdachlosen ein Dach über dem Kopf gewährleisten und gegebenenfalls die Betreuungs- und
Unterbringungskapazitäten ausweiten. Für den Einzelhandel und die Gastronomie ist es auch wichtig, dass die Kunden nicht
wegen Sicherheitsrisiken die Zeil erst gar nicht betreten. Der weitere Ausbau der Videosicherheitstechnik sollte daher dort erfolgen.
„Die Plätze der Innenstadt haben ein nicht genutztes Potenzial für Urbanität“, betonte Caspar. Die dringend erforderliche Umgestaltung der B-Ebene an der Hauptwache werde „von Koalitionsvereinbarung zu Koalitionsvereinbarung verschoben“.
Die Konstablerwache sei - abgesehen von den dort stattfindenden Märkten - ein ungenutzter Raum. „Die zentralen Plätze, so an der Hauptwache, der Roßmarkt, der Goethe- und der Rathenauplatz, könnten für Innenstadt-Besucher deutlich attraktiver
gestaltet werden.“ Ergänzend zu den genannten, meist kurzfristig realisierbaren Maßnahmen sollte über die Zukunftsperspektiven und ihre Notwendigkeiten eine breit angelegte Diskussion
stattfinden. „Wir rufen die Stadt auf, nach der Kommunalwahl einen „Zukunftsdialog Zeil/Innenstadt“ unter Mitwirkung des Einzelhandels, der Gastronomie und anderer Innenstadt-Branchen, der Immobilieneigentümer sowie Kammern und Verbänden zu
organisieren, um die strategischen Fragen zu klären“, erklärte Präsident Caspar. „Die Industrie- und Handelskammer steht für einen konstruktiven Dialog gerne zur Verfügung“, sagte Vizepräsident Stoll.