Planungen für einen Handwerker- Gewerbehof in Frankfurt am Main
12. März 2021
Die Stadt Frankfurt am Main hat die ersten Schritte zur Errichtung des ersten kommunalen Handwerker- und Gewerbehofes in der Mainmetropole aufgenommen. Auf Basis der im Sommer letzten Jahres vorgestellten Bedarfsanalyse zur Errichtung eines Handwerker- und Gewerbehofes, welche von der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, der IHK Frankfurt am Main und der Wirtschaftsförderung beauftragt wurde, werden nun konkrete Umsetzungspläne erstellt. Die städtische Tochtergesellschaft HFM Managementgesellschaft für Hafen und Markt mbh soll dabei den ersten Hof auf einem ihrer Grundstücke in der Lindleystrasse errichten und betreiben.
Die HFM vermietet in Frankfurt am Main Grundstücke in Industrie- und Gewerbegebieten mit einer Größe von rund 66 Hektar. „Bei der Einrichtung des ersten Handwerker- und Gewerbehofes in Frankfurt am Main, der sich an den Münchener Vorbildern orientieren soll, liegen die Erwartungen hoch. Ein funktionierender Gewerbehof und zufriedene Mieter setzen nicht bloß ein bedarfsgerechtes Flächenangebot, sondern auch ein professionelles Management voraus. Durch unsere langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit gewerblichen Nutzern/Mietern können wir genau dieses professionelle Management gewährleisten und positive Impulse für den Frankfurter Gewerbeflächenmarkt bewirken,“ freut sich Ralf Karpa, Geschäftsführer der HFM. „Der Mangel an bezahlbaren Flächen für Handwerksbetriebe im Stadtgebiet hat in den letzten Jahren zu einer zunehmenden Abwanderung der Betriebe ins Umland geführt. Das Handwerk ist aber ein wichtiger Bestandteil des Frankfurter Wirtschaftssystems. Deshalb müssen wir den Handwerksbetrieben wieder Entwicklungsperspektiven in unserer Stadt ermöglichen. Ich freue mich daher, dass eine starke Allianz, bestehend aus Wirtschaftsförderung, HFM, Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer, nun die Errichtung des ersten Frankfurter Handwerker-/Gewerbehofes nach Münchner Vorbild angegangen ist“, betont Wirtschaftsdezernent Markus Frank.
Bei einem Handwerker-/Gewerbehof handelt es sich um ein mehrgeschossiges und durch ein einheitliches Management organisiertes Gebäude, in dem nicht selten 40 oder mehr kleine und mittlere Betriebe Flächen längerfristig anmieten können, die auch geräuschintensives Arbeiten zulassen. Zur Ausstattung gehören stets mehrere Lastenaufzüge, die auch schwere Maschinen und Gerätschaften in den oberen Stockwerken ermöglichen. Handwerker-/Gewerbehöfe finden sich regelmäßig in kundennahen, infrastrukturell gut erschlossenen und stadtteilnahen Lagen. Beispiele sind etwa die von der Münchner Gewerbehof- und Technologiezentrumsgesellschaft betriebenen Höfe in der bayerischen Landeshauptstadt.
Mit der Entwicklung des ersten Frankfurter Handwerker-/Gewerbehofes nach Münchner Vorbild soll ein spezifischer Engpass an Angeboten für Handwerks- und kleine stadtteilorientierte Betriebe des Dienstleistungs- und verarbeitenden Gewerbes, die nicht kaufen und bauen wollen, abgemildert und diesen Betrieben eine zusätzliche Perspektive eröffnet werden. „Die Münchner Gewerbehöfe und das Gewerbehofprogramm stellen nicht bloß eines der erfolgreichsten Beispiele der Mittelstandspolitik der Landeshauptstadt München dar, sondern haben sich inzwischen zu einem regelrechter Exportschlager entwickelt. Viele Städte zeigen großes Interesse an unserem Ansatz, der in urbanen Stadtteillagen Flächen für klassisches Gewerbe ermöglicht und aufgrund einer pfiffigen architektonischen Ausgestaltung Konflikte mit Anwohnern, bspw. wegen Lärm oder Staub auf nahezu Null reduziert“, so Rudolf Boneberger, Geschäftsführer der Münchner Gewerbehof- und Technologiezentrumsgesellschaft mbH.
„In der Stadt Frankfurt gibt es circa 7.300 handwerkliche Betriebe. Unternehmer und Arbeitnehmer in den 130 Berufen des Handwerks haben in den vergangenen Jahren immer wieder auf die Bedeutung einer funktionierenden Infrastruktur in Frankfurt und dem Umland hingewiesen. Dazu gehört einerseits eine zukunftsorientierte Mobilitätsplanung, aber auch ein auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Betrieben ausgerichtetes Gewerbeflächen-Angebot. Dieses sollte beispielsweise den Anforderungen von Kunden- und Lieferverkehren und der Erreichbarkeit für Arbeitnehmer und Azubis im Handwerk Rechnung tragen, aber auch dem Bedarf an moderner digitaler Infrastruktur für die Unternehmer sicherstellen. Wir brauchen strategische Lösungen, das regionale Handwerk im Stadtbild wieder sichtbar zu machen“, so Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main.
„Wir sind davon überzeugt, dass mehrgeschossige Handwerker- und Gewerbehöfe das Potenzial haben, den Engpass an Flächen für kleine und mittlere stadtteilorientierte Betriebe abzumildern und so einen wichtigen Beitrag zur Schaffung bedarfsgerechter und möglichst integrierter Gewerbeflächen leisten können“, so Oliver Schwebel, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Frankfurt.
„Die Studienergebnisse zeigen deutlich, dass Handwerker-/Gewerbehöfe nur ein Tropfen Wasser auf das brennende Problem mangelnder Gewerbeflächen in Frankfurt sein können. Nur durch zusätzliche Flächen kann die Abwanderung von Betrieben aus dem Stadtgebiet aufgehalten werden“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt.
Zur Abschätzung der Bedarfe wurde im vergangenen Jahr eine mehrstufige repräsentative Primärdatenerhebung durchgeführt. Diese umfasste eine Online-Befragung bei 326 Betrieben, eine ergänzende Telefonbefragung bei weiteren 325 Betrieben sowie eine Tiefenbefragung bei 102 an dem Thema besonders interessierten Betrieben.
Zum Erhebungszeitpunkt bekundeten 164 Betriebe Interesse an einem Handwerker-/Gewerbehof als zukünftigem Betriebsstandort. Die Hochrechnung der Stichprobendaten auf die Grundgesamtheit der Zielgruppe zeigt, dass für insgesamt 329 Betriebe, mit einem Betriebsstandort in Frankfurt am Main, ein Handwerker-/Gewerbehof interessant ist. Mangels empirischer Daten für das Frankfurter Umland, wurde in der Studie zudem der Versuch unternommen, sich den Bedarfen der Betriebe mit Standort außerhalb von Frankfurt am Main über eine Modellrechnung anzunähern. Diese Zahl beziffern die Gutachter auf insgesamt 326 Betriebe, für die ein Handwerker-/Gewerbehof interessant sein dürfte.
Vor diesem Hintergrund attestieren die Gutachter dem Standort Frankfurt am Main ein Potenzial für mehrere Handwerker-/Gewerbehöfe. Sie empfehlen zudem die zeitnahe Umsetzung sowie die anschließende Evaluierung eines Pilotprojektes.
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