Konjunkturumfrage im IHK-Bezirk Frankfurt am Main zum Herbst 2023
10. Oktober 2023
Regionale Konjunktur: Wachsende Risiken hinterlassen Spuren
Die Stimmung unter den Unternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main hat sich im Herbst 2023 eingetrübt. Der Geschäftsklimaindex sinkt um fünf Punkte auf 98 und liegt damit knapp unterhalb des Wachstumsbereichs ab 100 Punkten. „Die wachsenden Risiken hinterlassen ihre Spuren in der regionalen Wirtschaft. Die aktuellen Konjunkturergebnisse zeigen, dass vor allem das unsichere wirtschaftspolitische Umfeld und das gestiegene Preisniveau den Unternehmen zu schaffen machen. Die Zeichen stehen derzeit auf Stagnation, wenn nicht sogar auf Rezession“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse.
Sowohl die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage als auch der Blick auf die kommenden Monate haben sich verschlechtert. Der Saldo der Geschäftslage sinkt um vier auf acht Punkte und signalisiert eine nur noch leicht positive Gesamtstimmung. Der Saldo der Geschäftserwartungen sinkt um fünf auf minus 10 Punkte. Die schon zuvor negativen Geschäftserwartungen haben sich demnach noch einmal verschlechtert. Das schlägt sich auch in geringeren Investitionsplanungen und eingetrübten Exporterwartungen nieder. Der Saldo der Investitionsplanungen und der Saldo der Exporterwartungen sinken von vormals positiven Werten in den negativen Bereich. Auch die Beschäftigungsplanungen fallen zurückhaltender aus, sind insgesamt aber noch leicht positiv. Hier wirkt der ungebrochen hohe Fachkräftemangel dämpfend auf die konjunkturell bedingte Anspannung am Arbeitsmarkt.
Beim Blick auf das Geschäftsklima in den Branchen gibt es mehr Verlierer als Gewinner. Den stärksten Verlust verzeichnet die Bauwirtschaft. Sie steht unter dem Eindruck von hohen Kosten und Zinssteigerungen. Einen ebenfalls deutlichen Rückgang erlebt der Einzelhandel. Die Inflation und die damit verbundenen Sorgen um steigende Konsumzurückhaltung prägen die Einschätzungen der Unternehmen. Das Geschäftsklima in der Industrie ist zunehmend angespannt. Die Industrie sieht sich mit einem schwierigeren weltwirtschaftlichen Umfeld konfrontiert. Viele unternehmensbezogene Dienstleister sind wiederum von einer stabilen industriellen Entwicklung abhängig. Auch bei ihnen geht das Geschäftsklima zurück, verbleibt aber noch im Wachstumsbereich. Weitere Branchen mit Rückgängen sind der Großhandel, der Verkehrsbereich und die personenbezogenen Dienstleister. Lediglich das Gastgewerbe sowie das Finanz-/ Kredit- und Versicherungsgewerbe verzeichnen ein besseres Geschäftsklima als bei der Vorumfrage.
Angesichts des unsicheren Umfelds und der hohen Inflation ist der Fachkräftemangel nicht mehr das größte Risiko für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Für 57 Prozent der befragten Unternehmen sind es aktuell die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Dahinter folgen gleichauf die Inlandsnachfrage und der Fachkräftemangel (jeweils 50 Prozent). Die Energie- und Rohstoffpreise (46 Prozent) und die Arbeitskosten (40 Prozent) liegen auf den weiteren Plätzen, haben aber dennoch hohe Werte.
„Die regionale Wirtschaft steht zunehmend unter dem Eindruck der wirtschaftspolitischen Unsicherheit und dem gestiegenen Preisniveau. Die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen zu verbessern. Insbesondere gilt es, ein entlastendes und stabiles Umfeld zu schaffen, um den unternehmerischen Entscheidungen Sicherheit zu geben. Besorgniserregend sind insbesondere die Entwicklungen in der Bauwirtschaft allgemein und speziell auf dem Wohnimmobilienmarkt. Hier würden steuerliche Entlastungen, wie eine temporäre Aussetzung der Grunderwerbsteuer beim Erwerb von selbst genutzten Wohnimmobilien, die Einführung einer degressiven AfA für mindestens fünf Jahre in denen jeweils acht Prozent der Baukosten abgeschrieben werden können sowie eine Reduzierung der Mehrwertsteuer für den Wohnungsbau zu positiven Impulsen führen“, so Caspar abschließend.
Zum Hintergrund: Die IHK Frankfurt am Main befragt dreimal jährlich rund 2.900 Mitgliedsunternehmen im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis sowie in der Stadt Frankfurt am Main zur aktuellen Lage und ihren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung. Die aktuelle Umfrage wurde im Zeitraum vom 18. September 2023 bis zum 9. Oktober 2023 durchgeführt. Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, werden im Konjunkturbericht der IHK Frankfurt am Main erläutert, der Ende Oktober 2023 veröffentlicht wird.