Konjunkturumfrage im IHK-Bezirk Frankfurt am Main zum Jahresbeginn 2023
27. Januar 2023
Regionale Konjunktur: Entspannung, aber keine Entwarnung
Die Stimmung unter den Unternehmen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main hat sich zum Jahresbeginn 2023 verbessert. Der negative Trend der beiden Vorumfragen wurde damit durchbrochen. Der IHK-Geschäftsklimaindex steigt um 17 auf 102 Punkte. Er liegt jetzt wieder leicht im Wachstumsbereich. „Nach dem ersten Schock der Energiekrise zeichnen die aktuellen Konjunkturergebnisse das Bild einer wirtschaftlichen Entspannung. Von einer Entwarnung kann aber keine Rede sein“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse.
Die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage und die Erwartungen an die kommenden Monate haben sich aufgehellt. Der Saldo der Geschäftslage steigt um sieben auf 13 Punkte und spricht für eine leicht positive Gesamtstimmung. Dieser Wert ist jedoch noch immer weit vom Vorkrisenniveau (Jahresbeginn 2020) entfernt und bewegt sich unterhalb des langjährigen Durchschnitts. Der Saldo der Geschäftserwartungen springt von minus 31 auf minus acht Punkte. Während 18 Prozent der Unternehmen eine günstigere Entwicklung in den kommenden Monaten erwarten, bleiben die Pessimisten mit 26 Prozent weiterhin in der Überzahl. Investitions-, Export- und Beschäftigungserwartungen bewegen sich hingegen aus dem negativen Bereich heraus.
Die Stimmung hat sich in fast allen betrachteten Branchen verbessert. Industrie und Baugewerbe verzeichnen nach deutlichen Tiefständen in der Vorumfrage wieder Zuwächse. Das Baugewerbe findet dabei sogar wieder in den Wachstumsbereich zurück – wenn auch nur minimal. Die Ausnahme bildet das Gastgewerbe. Konnte es in der Vorumfrage erstmals wieder an das Vorkrisenniveau anschließen, verliert es in der aktuelle Umfrage wieder etwas an Zuversicht. Es bleibt aber mit einem Geschäftsklimaindex von 95 Punkten in der Nähe der Wachstumszone. Trotz Zuwächsen herrscht die schlechteste Stimmung weiterhin im Einzelhandel.
Nach den Geschäftsrisiken befragt, sind der Fachkräftemangel und die Energie- und Rohstoffpreise die bestimmenden Themen für die Unternehmen. 53 beziehungsweise 52 Prozent der Betriebe sehen hierin eine Gefahr. Auf Platz drei folgt eine abnehmende Inlandsnachfrage (49 Prozent) und auf Platz vier die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (47 Prozent). Während das Risiko der Energie- und Rohstoffpreise im Vergleich zur Vorumfrage damit zurückgegangen ist (minus zwölf Prozentpunkte), hat sich der Fachkräftemangel weiter verschärft und sogar ein neues Allzeithoch erreicht.
Nach der Reaktion auf die gestiegenen Energiepreise befragt, wollen die Unternehmen vor allem auf Einsparungen setzen (63 Prozent). Etwa ein Drittel möchte die Kosten weitergeben (34 Prozent). Jedes fünfte Unternehmen setzt auf Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen. Eine Reduzierung der Produktion oder gar eine Verlagerung der Produktion ins Ausland kommen lediglich für fünf beziehungsweise zwei Prozent der Unternehmen in Frage. Ob die geplanten Preisbremsen für Strom und Gas für die leichte Entspannung der Lage bei den Energiepreisen verantwortlich sind, bleibt zunächst unklar. Auf eine entsprechende Frage hin antworten etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent), dass sie das zu diesem Zeitpunkt noch nicht einschätzen können. Jedes vierte Unternehmen spricht sich schon jetzt gegen einen stabilisierenden Einfluss dieser Maßnahmen aus.
„Die leichte Entspannung in der regionalen Wirtschaft ist erfreulich, sollte zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht überbewertet werden. In jedem Fall spricht die Entwicklung für die Widerstands- und Anpassungskraft unserer Wirtschaft. Tiefgreifende Eingriffe in die Marktwirtschaft wie die Preisbremsen sollten angesichts dieser Ergebnisse überdacht werden. Die Politik sollte stattdessen die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um die weitere Transformation der Wirtschaft aus sich selbst heraus anzutreiben. Die Förderung von Innovationen, Technologieoffenheit und bürokratiearmen Prozessen schafft hierfür einen besseren Rahmen als Eingriffe in die Lenkungswirkung von Preisen“, so Caspar abschließend.
Zum Hintergrund: Die IHK Frankfurt am Main befragt dreimal jährlich rund 3.000 Mitgliedsunternehmen im Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreis sowie in der Stadt Frankfurt am Main zur aktuellen Lage und ihren Erwartungen hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung. Die aktuelle Umfrage wurde im Zeitraum vom 4. Januar bis zum 23. Januar 2023 durchgeführt. Weitere Ergebnisse, auch aus den einzelnen Branchen, werden im Konjunkturbericht der IHK Frankfurt am Main erläutert, der Anfang Februar 2023 veröffentlicht wird.