Wohnungsmarktbericht: Ohne schnelles Gegensteuern ist mit weiteren Mietsteigerungen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main zu rechnen
22. März 2023
Der Wohnimmobilienmarkt im IHK-Bezirk Frankfurt am Main befindet sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges in einem Spannungsfeld zwischen volatilen Energiepreisen, angespannten Lieferketten, explodierenden Baupreisen und einem steigenden Zinsniveau. Dadurch ist die Nachfrage in einigen Teilsegmenten auf dem Wohnimmobilienkaufmarkt im IHK-Bezirk um bis zu 80 Prozent eingebrochen, wie eine Umfrage unter den Unternehmen der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt im Rahmen der Veröffentlichung des Wohnungsmarktberichtes bestätigt.
„Die derzeitige konjunkturelle Lage der Bau- und Immobilienwirtschaft – während der Coronapandemie noch ein Stabilitätsanker – ist besorgniserregend. In der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage bewerten die Mehrzahl der Unternehmen der Branche ihre künftige wirtschaftliche Entwicklung in Summe negativ. Das regulatorische und wirtschaftliche Umfeld wird zum Bremsfaktor für die weiteren Neubauaktivitäten im IHK-Bezirk Frankfurt am Main. Und das in einer Zeit, in der der Wohnungsbedarf in der Region aufgrund des zunehmenden Fach- und Arbeitskräftemangels wieder steigt und beziehbarer Wohnraum dringend benötigt wird“, sagt Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, anlässlich der Veröffentlichung des Wohnungsmarktberichtes der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt am Main.
Die Ergebnisse des Wohnungsmarktberichtes der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt am Main verdeutlichen, dass der hiesige Wohnimmobilienmarkt im Jahr 2022 zwei Gesichter zeigte: Im ersten Halbjahr sind sowohl die Transaktionszahlen als auch die Kaufpreise für Immobilien stabil geblieben – in einigen Teilsegmenten sogar moderat gestiegen. Im letzten Quartal folgte dann ein Einbruch: Während die Nachfrage in einigen Teilen um bis zu 80 Prozent eingebrochen ist, stieg parallel das Angebot an Kaufimmobilien im IHK-Bezirk Frankfurt am Main. Die Ergebnisse einer Umfrage unter den Mitgliedern der Frankfurter Immobilienbörse zeigen, dass Kaufinteressierte wieder verstärkt auf dem Mietwohnungsmarkt ausweichen. Knapp 21 Prozent geben an, dass sich der Suchradius zugunsten günstigerer Häuser und Wohnungen verschoben hat.
Diese Marktverschiebungen haben auch Auswirkungen auf die jüngsten Preisentwicklungen. „Bezogen auf das vierte Quartal geben rund 42 Prozent der an der Umfrage beteiligten Mitglieder der Immobilienbörse an, dass die Kaufpreise um bis zu fünf Prozent gesunken sind“, sagt Helmut Christmann, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Immobilienbörse. „Da zum einen die Kosten für energetische Sanierungsmaßnahmen in den Kaufentscheidungen eine stärkere Rolle spielen und zum anderen Kaufinteressierte aufgrund der gestiegenen Bauzinsen Abstriche machen müssen, sind auch die Preise in diesem Segment gefallen. Laut den Unternehmen der Immobilienbörse wurden auch verstärkt Preisanpassungen zwischen dem Angebotspreis in den Immobilienportalen und dem Kaufvertragsabschluss getroffen. Anders verhielt es sich beim Neubau – aufgrund der Baukostensteigerungen konnten hier keine Preisabschläge vorgenommen werden. Die derzeitige Kaufzurückhaltung scheint sich auch in diesem Jahr fortzusetzen“, so Christmann weiter.
Im Jahresschnitt 2022 bewegten sich die Quadratmeterpreise für Wiederverkäufe von Eigentumswohnungen in Frankfurt am Main im Schwerpunkt in den Stadtrandlagen bei 3.800 Euro in Oberrad, in Bockenheim bei 6.000 Euro und im Ostend bei 7.000 Euro pro Quadratmeter. Im Hochtaunuskreis lagen die Wiederverkaufspreise für Wohnungen im unteren Preissegment bei 1.000 Euro in Weilrod bis hin zu Höchstwerten von 7.000 Euro pro Quadratmeter in Bad Homburg. Im Main-Taunus-Kreis beginnen die Verkaufspreise von Bestandsimmobilien bei 1.400 Euro in Eppstein und betragen für gut ausgestattete Objekte in den begehrten Straßenzügen in Bad Soden 6.600 Euro pro Quadratmeter.
Die Preise auf dem Frankfurter Häusermarkt haben sich 2022 kaum verändert – auch, weil insbesondere in dem Segment die Angebote stark rückläufig waren. In den beiden Landkreisen gab es – nicht zuletzt aufgrund der in Folge der Pandemie gestiegenen Nachfrage nach einer eigenen Immobilie mit Blick ins Grüne – zunächst eine verstärkte Nachfrage. Die Kaufpreise für Einfamilienhäuser und größere Doppelhaushälften lagen im Vordertaunus im Schwerpunkt zwischen 800.000 und 950.000 Euro und sind nach oben hin nicht limitiert. Deutlich niedrigere Kaufpreise zwischen 300.000 und 600.000 Euro pro Objekt wurden in den nicht optimal angebundenen Taunusgemeinden erzielt.
„Die unter den Mitgliedern der Frankfurter Immobilienbörse durchgeführte Umfrage zeigt, dass steigende Bauzinsen und die Verteuerung von Rohstoffen und Bauleistungen dazu geführt haben, dass ehemals Kaufinteressierte auf Mietobjekte ausweichen. Die Folge: eine Verschärfung der Situation auf dem Mietmarkt. Vor allem die Spitzen- und Schwerpunktmieten in den beliebten Lagen und im Neubausektor sind im Frankfurter Stadtgebiet – wenngleich moderat – gestiegen. Die Preise für eine Wohnung liegen in den westlichen Stadtteilen zwischen 10 und 12 Euro pro Quadratmeter. Mit zunehmender Nähe zur Innenstadt liegen die Schwerpunktmieten bei 14 Euro und in den Gründerzeitvierteln und den Neubaugebieten durchschnittlich zwischen 15 und 18 Euro pro Quadratmeter“, erläutert Helmut Christmann.
IHK-Präsident Ulrich Caspar appelliert an die Politik, nun Maßnahmen zu ergreifen, um den aktuellen Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt in Frankfurt am Main zu begegnen. „Um den Wohnungsmarkt für Fach- und Arbeitskräfte zu entlasten, sollten die Kommunen im IHK-Bezirk verstärkt Bauland ausweisen. Aber auch den Abbau von Investitionshemmnissen vorantreiben, um die Baukosten zu senken, indem Bauvorschriften und kommunale Satzungen überprüft, reduziert oder aufgehoben werden. In Zeiten extrem niedriger Zinsen hätte der Wohnungsmarkt einige Eingriffe vertragen. Das ist jetzt vorbei“, betont Caspar.
Im Wohnungsmarktbericht hat die Frankfurter Immobilienbörse zu allen Gemeinden im IHK-Bezirk Frankfurt am Main Angaben zu den Kaufpreisen von Eigentumswohnungen, Reihenhäusern, Doppelhaushälften, Einfamilienhäusern, Baugrundstücken sowie zu den Jahresmietfaktoren und den Preisen für Mietwohnungen des Jahres 2022 zusammengetragen. Der vollständige Marktbericht kann hier heruntergeladen werden: www.frankfurt-main.ihk.de/wohnungsmarktbericht