Gewerbeimmobilienmarkt im IHK-Bezirk zweigeteilt – Auswirkungen des Ukrainekrieges bei Logistik- und Einzelhandelsflächen spürbar
14. Oktober 2022
Die Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine machen die Hoffnung auf eine nachhaltige konjunkturelle Erholung zunichte, die ersten Entwicklungen sind auch auf dem Gewerbeimmobilienmarkt zu spüren. „Die hohen Rohstoff- und Energiepreise, Materialknappheit und Lieferkettenschwierigkeiten haben nicht nur einen immensen Einfluss auf die Baubranche, sondern auch auf den hiesigen Gewerbeimmobilienmarkt“, sagt Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, anlässlich der Veröffentlichung des Gewerbemarktberichtes 2022 der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt am Main. „Vor dem Hintergrund der zahlreichen geo-politischen Unsicherheitsfaktoren und den damit verbundenen Lieferkettenproblemen sind vor allem Produktions-, Logistik- und Lagerstätten in der Region stark nachgefragt. Dahingegen sorgt nicht zuletzt die merklich verschlechterte Verbraucherstimmung für ein absinkendes Mietniveau bei Einzelhandelsimmobilien. Der Büromarkt hat sich hingegen von dem coronabedingten Nachfrageeinbruch weitestgehend erholt“, so Caspar weiter.
Flächenumsatz bei Büroimmobilien nähert sich dem zehnjährigen Durchschnitt
Mit einem Flächenumsatz von knapp 450.000 Quadratmetern erlebte der Frankfurter Bürovermietungsmarkt im Jahr 2021 eine Steigerung von über 30 Prozent verglichen mit dem Vorjahr und näherte sich wieder dem zehnjährigen Durchschnitt an. Neben den Banken und Finanzdienstleistern, die vor allem kleine und mittlere Abschlüsse im Bankenviertel und der City tätigten sowie den Beratungsunternehmen, sorgte insbesondere die öffentliche Verwaltung für einen hohen Flächenumsatz. Darüber hinaus erzielten die Handelsunternehmen mit Anmietungen von insgesamt über 55.000 Quadratmetern ihr stärkstes Ergebnis der vergangenen Dekade.
Die Durchschnittsmieten auf dem Frankfurter Bürovermietungsmarkt verzeichneten im Jahresverlauf in fast allen Stadtteilen ein leichtes Plus von 50 Cent pro Quadratmeter. Im Schwerpunkt liegen die monatlichen Mieteinnahmen im Bankenviertel bei 32,50 Euro, in der City bei 24 Euro und in Gateway Gardens bei 18,50 Euro pro Quadratmeter. Die höchsten Mieten erreichten im Bankenviertel und in der Innenstadt weiterhin Werte von 46 und 38 Euro. Auch in den beiden Landkreisen im IHK-Bezirk ist der Markt für Büroflächen konstant und die Preise in den meisten Städten und Gemeinden stabil geblieben. Im Schwerpunkt werden im Hochtaunuskreis Mieten zwischen 4,50 Euro in Weilrod, 10 Euro in Kronberg und 11 Euro pro Quadratmeter in Bad Homburg realisiert. Im Main-Taunus-Kreis wurden leichte Preisanstiege bei den Schwerpunktmieten in Eschborn, Hattersheim und Kriftel registriert.
Helmut Christmann, Vorstandsvorsitzender der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt am Main, appelliert an die Politik, auch weiterhin Flächenausweisungen für Büroflächen auf den Weg zu bringen: „Die Zahlen der Frankfurter Immobilienbörse zeigen: Der Großteil der Anmietungen wurde zwischen 10 und 20 Euro pro Quadratmeter abgeschlossen. Da der Büromarkt im IHK-Bezirk weiterhin Unternehmen und Investoren anzieht, sind die Städte aufgerufen, bei der Planung von Flächen auch Standorte für Bürogebiete auszuweisen. Es werden zunehmend moderne Bürokonzepte mit großzügigen Arbeitsplätzen, Ruhe- und Konferenzbereichen nachgefragt, nicht zuletzt wegen ihrer Bedeutung für die Mitarbeitergewinnung und -bindung in Zeiten eines akuten Fachkräftemangels“.
Flächenumsatz im Einzelhandel gesunken, Preise leicht gefallen
Steigende Preise und schwache Konjunkturerwartungen sorgen dafür, dass sich die Aussichten für den Einzelhandelsmarkt trüben. Während einige deutsche Großstädte für ihren Flächenumsatz im ersten Halbjahr 2022 eine Trendwende im Vergleich zum Vorjahr einläuten konnten, liegt der Flächenumsatz in Frankfurt am Main nach zwei Quartalen 15 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Nicht unerwartet geraten die Spitzen- und Schwerpunktmieten in den 1-a-Lagen in Frankfurt am Main unter Druck: Auf der Zeil ist das Mietniveau von Einzelhandelsimmobilien von 310 auf 280 Euro pro Quadratmeter gesunken. In den guten Lagen der Innenstadt liegt der monatliche Quadratmeterpreis in der Goethestraße bei 270 Euro und auf dem Roßmarkt bei 150 Euro pro Quadratmeter. In den 1-b- und Nebenlagen variieren die Preise für Einzelhandelsflächen je nach Lage und Ausstattung zwischen 25 und 115 Euro pro Quadratmeter.
In den von der Kernstadt Frankfurt am Main entfernten Städten und Gemeinden werden Einzelhandelsflächen für unter 10 Euro pro Quadratmeter vermietet und erreichen im Hochtaunuskreis in Toplagen in Bad Homburg bis zu 50 Euro und in Oberursel bis zu 25 Euro pro Quadratmeter. Im Main-Taunus-Kreis werden mit 24 Euro pro Quadratmeter in Bad Soden die höchsten Mietpreise erzielt.
Logistikflächen wieder stark nachgefragt
Der Lager- und Logistikflächenmarkt in FrankfurtRheinMain hat im Jahr 2021 mit 775.000 Quadratmetern Flächenumsatz ein Rekordergebnis erzielt. Der boomende E-Commerce, die daraus hervorgehende Nachfrage nach Verteilzentren und Depots für die „Last Mile” sowie die Digitalisierung sorgen für einen steigenden Flächenbedarf von Logistikunternehmen und Datenzentren.
Mit einem Umsatzvolumen von weniger als 200.000 Quadratmetern wurde im ersten Halbjahr 2022 das niedrigste Halbjahresergebnis der letzten Jahre erzielt. „Der Umsatzrückgang ist jedoch nicht einer nachlassenden Nachfrage seitens der Unternehmen geschuldet, sondern liegt an dem sich verschärfenden Angebotsengpass bei Logistikflächen in der Region. Beziehbare, den Nutzeransprüchen entsprechende Flächen – sowohl großflächig als auch bei den mittleren und kleineren Flächenclustern – sind mittlerweile kaum noch verfügbar. Von den im ersten Halbjahr fertiggestellten Flächen sind aktuell weniger als 5 Prozent noch auf dem Markt verfügbar, die sich in der Planung bis Jahresende befindlichen rund 70.000 Quadratmeter sind bereits zu zwei Dritteln vorbelegt. Die Unternehmen benötigen ausreichend Möglichkeiten zu Expansionszwecken bzw. für Neuansiedlungen. Um der Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Gewerbeflächen zu begegnen, braucht es daher dringend eine Baulandoffensive seitens der Politik“, fordert Christmann abschließend.
Der Gewerbemarktbericht der Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt am Main vermittelt einen Überblick über die Marktpreise für Büro-, Einzelhandels-, Lager-, Logistik- und Produktionsflächen im IHK-Bezirk Frankfurt am Main. Der vollständige Marktbericht kann hier kostenfrei heruntergeladen werden.