IHK Vollversammlung: Verzicht auf Ausbildungsgebühren
6. April 2022
Dezernentin Wüst zu Gast – Rechenzentren und Mobilität bestimmen Diskussion
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main hat in ihrer Sitzung vom 5. April 2022 beschlossen, für die kommenden vier Jahre auf die Ausbildungsgebühren für IHK-Unternehmen zu verzichten. „Der Fachkräftemangel ist ein drängendes und sich verschärfendes Thema für unsere Unternehmen. Unsere Unternehmen stehen bereit, junge Leute auszubilden. Leider gelingt es auf Grund der demografischen Entwicklung und des starken Strebens an die Universitäten nicht, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Unternehmen, die ausbilden, betreiben einen hohen Aufwand beim Recruiting und leisten einen umso wichtigeren Beitrag für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts FrankfurtRheinMain. Diesen Beitrag anerkennt die Vollversammlung und unterstützt die Unternehmen dabei, indem sie die Ausbildungsgebühren für Unternehmen aussetzt“, erläuterte der Präsident der IHK Frankfurt am Main, Ulrich Caspar.
An der Sitzung der Vollversammlung nahm Stephanie Wüst, Dezernentin für Wirtschaft, Recht und Reformen der Stadt Frankfurt am Main mit einem Gastvortrag zur Wirtschaftspolitik des Frankfurter Magistrats teil.
IHK-Präsident Caspar betonte gegenüber der Dezernentin, dass immer mehr Branchen und Arbeitsplätze in Frankfurt und im IHK-Bezirk direkt und indirekt von der digitalen Infrastruktur abhingen. Der mit dem veröffentlichten Rechenzentrenkonzept geplante restriktive Umgang der Stadt Frankfurt beim Bau neuer Rechenzentren verknappt Bauflächen und führt zu einer Verteuerung dieser. Die Risiken des Konzeptes hat jüngst auch die German Datacenter Association herausgestellt und sieht kaum noch Wachstumschancen der Branche in Frankfurt. Der Bau neuer Rechenzentren sei aber als einer der zentralen Standortvorteile für viele Branchen ein Segen, darüber hinaus diene er auch dem Klimaschutz. Insbesondere die Abwärme von Rechenzentren solle klug genutzt und bei der Stadtplanung mitgedacht werden.
Die Stadt Frankfurt plant, den Bau neuer Rechenzentren stark zu reglementieren.
Präsident Caspar trug zudem die wachsende Besorgnis der Unternehmerschaft über die Verkehrspolitik der Stadt Frankfurt vor: „Straßen werden gesperrt, Fahrspuren werden verengt, aber es wird nicht erklärt, wie sich der Wirtschaftsverkehr in der Praxis bewegen soll. Durch Verengung des Verkehrs erreicht man nicht einfach weniger Verkehr. Wir sind Verkehrsdrehkreuz und Logistik-Hub. Warenverkehr muss an- und abgeliefert werden. Wir haben rund eine halbe Million Ein- und Auspendler, auf die die Wirtschaft nicht verzichten kann. Darunter sind viele Fachkräfte, die sich die hohen Mieten in Frankfurt nicht leisten können, für die gleichzeitig ein Umsteigen auf den ÖPNV oftmals nicht möglich ist. Die Verkehrsbewegungen nehmen jetzt, nach Abklingen der Pandemie, wieder zu. Es soll laut der Römer-Koalition weniger Verkehr geben, weniger Platz für Autos, weniger Platz auf der Straße – aber es fehlen realistische Erklärungen dafür, wie die Wirtschaft Waren bewegen, pendelnde Mitarbeiter zu ihrem Arbeitsplatz und Kunden zu den Geschäften kommen sollen.“ Caspar forderte die Stadt Frankfurt auf, im derzeit laufenden Masterplan-Prozess den Bedarf der Wirtschaft zu berücksichtigen.