Krieg in der Ukraine: 62 Prozent der regionalen Unternehmen von den wirtschaftlichen Folgen betroffen


18. März
„Die aufgrund des Angriffes auf die Ukraine verhängten Sanktionen gegen Russland werden von der Breite der regionalen Wirtschaft mitgetragen. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft – insbesondere über die höheren Energiekosten – sind jedoch nicht zu unterschätzen. Schon vor dem Krieg führten Lieferprobleme und Preissteigerungen bei Energieträgern und Rohstoffen teilweise zu großen Schwierigkeiten bei den Unternehmen. Diese Situation hat sich durch den russischen Angriff und die damit verbundenen Sanktionen noch einmal verschärft“, so Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, anlässlich der Veröffentlichung von aktuellen Umfrageergebnissen.
Jedes fünfte Unternehmen ist demnach direkt von den Auswirkungen des Krieges betroffen. Weitere 42 Prozent sind indirekt betroffen, zum Beispiel durch steigende Preise, Transportprobleme oder Lieferengpässe. Bei den konkret genannten Folgen dominieren mit Abstand die höheren Energiekosten. Fast drei Viertel der Unternehmen berichten davon (73 Prozent). Oft genannt werden auch Störungen in der Lieferkette und Logistik (45 Prozent), höhere Kosten für Rohstoffe und Vorleistungen (43 Prozent) sowie fehlende Rohstoffe und Vorleistungen (34 Prozent). Fast jedes vierte Unternehmen fürchtet die Zunahme von Handelshemmnissen oder den Verlust von Geschäftspartnern oder Geschäftsbeziehungen. Auf die eigene Finanzlage hat der Krieg in der Ukraine bisher noch geringe Auswirkungen. Nur knapp jedes zehnte Unternehmen berichtet von einer deutlich verschlechterten Finanzlage bis hin zur Insolvenzgefahr. Zum Vergleich: Inmitten der Corona-Pandemie im Sommer 2021 berichteten 21 Prozent der Unternehmen von Liquiditätsengpässen und fünf Prozent von einer drohenden Insolvenz.
Die regionalen Unternehmen ergreifen entsprechende Gegenmaßnahmen. An vorderster Stelle wird dabei die Weitergabe der Preissteigerungen an die Kunden genannt. 38 Prozent der Unternehmen ergreifen oder planen diese Maßnahme. Weitere häufig genannte Vorgehensweisen sind das Streichen oder Verschieben von Investitionen (22 Prozent) und die Erhöhung der Lagerhaltung (18 Prozent). Die Verlagerung von Niederlassungen/Produktion an neue Standorte spielt derzeit noch eine verschwindend geringe Rolle (drei Prozent). Rund jedes fünfte Unternehmen plant derzeit keine Gegenmaßnahmen.
„Die größte Herausforderung sehen die Unternehmen in den stark steigenden Energiekosten. Hier sprechen sie sich für Entlastungen in Form von Steuersenkungen aus. Im Falle von besonders betroffenen Branchen könnten in ihren Augen auch gezielte Hilfsmaßnahmen zum Einsatz kommen. Denkbar sind etwa Entlastungen bei Planungsverfahren, um die Transformation der Wirtschaft zu beschleunigen“, so Caspar abschließend.
Die Ergebnisse basieren auf einer kurzfristig durchgeführten Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen in der Vollversammlung und den Ausschüssen der IHK Frankfurt am Main. Die Umfrage wurde vom 15.03.2022 bis zum 17.03.2022 durchgeführt. Teilgenommen haben rund 100 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Der Branchenschwerpunkt lag bei Dienstleistungs- und Handelsunternehmen sowie Industriebetrieben. Etwa drei Viertel der Antworten stammen von kleinen und mittleren Unternehmen (bis 249 Mitarbeiter), ein Viertel von Großunternehmen.