Umfahrungskonzept für die Mainkaisperrung


5. Juli 2022

Nachdem die erste Mainkaisperrung 2019/2020 noch völlig ohne Umfahrungskonzept durchgeführt wurde, hat Stadtrat Stefan Majer, Dezernent für Mobilität und Gesundheit, wenige Tage vor der erneuten zweimonatigen Sperrung des Mainkais ein Umfahrungskonzept vorgestellt. Dieses Konzept ist für Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main, wenig nachvollziehbar.

Laut Mobilitätsdezernat habe sich während der vorherigen Sperrung gezeigt, dass der Mainkai überwiegend vom Binnenverkehr mit Quelle und Ziel in der Stadt Frankfurt genutzt wird, der erst unmittelbar vor der Sperrung ausgewichen ist. „Dass genau diese Binnenverkehre jetzt weiträumig sowohl nördlich um die Innenstadt herum als auch südlich durch Sachsenhausen umgeleitet werden sollen, bildet aus unserer Sicht die Verkehrs-Realität der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer nicht richtig ab“, so Caspar. „Auch wenn das Dezernat knapp 100 Umleitungsschilder aufstellen lassen will, gehe ich davon aus, dass die vielen ortskundigen Verkehrsteilnehmer wieder auf nahegelegene Parallelstrecken wie die Berliner Straße oder die Straßen in Sachsenhausen ausweichen werden. Auf diesen Strecken wurde mittlerweile die Leistungsfähigkeit durch die Wegnahme von Fahrspuren reduziert, was unweigerlich zu Staus führen wird. Transportunternehmen müssen schon heute aufgrund der Verkehrssituation deutlich mehr Fahrzeuge einsetzen, um die gleichen Mengen ausliefern zu können. Die Mainufersperrung wird diese Situation weiter verschärfen“, sorgt sich Caspar und ergänzt: „Selbst wenn Start und Ziel einer Fahrt außerhalb der Innenstadt liegen, bedeuten die jetzt vorgestellten weiträumigen Umfahrungen lange Umwege von teils mehreren Kilometern, was längere Fahrzeiten und damit höhere Kosten für die Wirtschaftsverkehre mit sich bringt.“

Außerdem sieht er ein weiteres Problem in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung der Stadt: „In der Diskussion über die Mainkaisperrung wird oft übersehen, dass diese Umwege auch mit zusätzlichen Lärm- und Schadstoffemissionen einhergehen, die bei einer direkten Wegeführung vermieden würden. Dies konterkariert die Anstrengungen zur Verbesserung der Luftqualität und zum Klimaschutz. Nachdem die Luftqualität in Frankfurt zuletzt besser geworden ist, schienen Fahrverbote eigentlich vom Tisch zu sein. Sollten diese vorhersehbaren Mehremissionen jetzt wieder zu einer Verschlechterung der Luftqualität führen, könnten uns erneut Fahrverbote drohen. Das würde bedeuten, dass die Unternehmen deutlich schlechter für Ihre Fachkräfte, Kunden und Lieferanten erreichbar wären und der Wirtschaftsstandort Frankfurt an Attraktivität verliert.“

Wegen der bewussten Entscheidung, die Sperrung in die Sommermonate mit urlaubs- und ferienbedingter Reduzierung des Verkehrsaufkommens zu legen, dürfte nach Einschätzung des IHK-Präsidenten der Erkenntnisgewinn über die Auswirkungen der zweimonatigen Sperrung auf den übrigen Straßenverkehr eher gering ausfallen, zumal noch nicht alle einpendelnden Mitarbeiter der Unternehmen aus dem mobilen Arbeiten zurückgekehrt seien. „Die Koalition hat klar gesagt, dass ihr Ziel eine dauerhafte Entwidmung des Mainufers vom Straßenverkehr zum Ende der Legislaturperiode ist“, so Caspar. „Wichtig wären daher valide Erkenntnisse, wie die Auswirkungen auf das höhere Verkehrsaufkommen in den zehn restlichen Monaten des Jahres sind und welche Konsequenzen dies für die Wirtschaftsverkehre hätte.“