Zweites Meinungsbild aus der Unternehmerschaft: Der sogenannte Frankfurter Baulandbeschluss bleibt ein Investitionshemmnis für den Wohnungsbau in Frankfurt am Main
5. Juli 2022
Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main hat unter ihren Mitgliedsunternehmen eine weitere Stichprobe zur Bewertung des sogenannten Frankfurter Baulandbeschlusses erhoben. Die zweite Stichprobe, die im Juni 2022 unter in Frankfurt am Main ansässigen bzw. tätigen Projektentwicklern durchgeführt wurde, hat ergeben, dass knapp 65 Prozent der Unternehmen die Vorgaben des Beschlusses als negativ und rund 71 Prozent als nicht praxistauglich bewerten.
„Auch das zweite Meinungsbild unter Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft bestätigt, dass mit dem sogenannten Baulandbeschluss die Bautätigkeit in Frankfurt eingeschränkt wird. Aufgrund von fehlender Wirtschaftlichkeit bei Wohnbauprojekten werden Investitionen zunehmend in andere Städte im Umland verlagert“, sagte Ulrich Caspar, Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. „Für die Unternehmen bedeutet dieses Instrument nicht nur eine zusätzliche bürokratische Hürde, die zu einem erhöhten Zeitaufwand bei der Planung von Bauprojekten führt, sondern vor allem einen erheblichen finanziellen Mehraufwand. Aufgrund der bestehenden Quotenregelung werden Investoren die daraus resultierenden Kosten und Mindereinahmen an anderer Stelle kompensieren müssen. 43 Prozent der Unternehmen planen daher eine Erhöhung der Preise für freifinanzierte Wohnungen. Die daraus resultierenden erhöhten Mieten fließen dann wiederum in den Mietspiegel ein und bewirken am Ende eine weitere Erhöhung des Mietniveaus in Frankfurt. Der aktuelle Beschluss ist daher ein weiteres Investitionshemmnis und trägt nicht zum eigentlichen Ziel – der Schaffung von Wohnraum – bei“, so Caspar weiter.
Als Konsequenz geben knapp 65 Prozent der an der Stichprobe beteiligten Unternehmen an, ihre Projekte und Investitionen in den Wohnungsbau vermehrt im Umland zu tätigen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels sei dies ein fatales Signal. Die Wirtschaft ist mehr denn je auf die Bereitstellung von beziehbarem Wohnraum angewiesen, denn die Fachkräftelücke werde sich aufgrund der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren stetig vergrößern. „Die Region und die Wirtschaft ist daher auf einen Zuwachs bei den erwerbsfähigen Personen angewiesen. Da die derzeit aus dem Berufsleben ausscheidenden Personen weiter in unserer Region wohnen bleiben und keine Wohnung frei machen, benötigen wir schlichtweg eine große Anzahl neuer beziehbarer Wohnungen in der Nähe der Arbeitsplätze“, so der IHK-Präsident. „Um den angespannten Wohnungsmarkt in Frankfurt zu entlasten und die Investitionsbereitschaft anzukurbeln, sollten Regulierungen abgebaut werden.“
In der Evaluierung geben knapp 86 Prozent der Unternehmen an, dass der sogenannte Baulandbeschluss im Dialog mit der Bau- und Immobilienwirtschaft inhaltlich überarbeitet werden sollte. Rund 65 Prozent regen an, die Quotierung von derzeit noch 70 auf die ehemals gültigen 30 Prozent zu reduzieren, damit tatsächlich ein wirksames Instrument zur Wohnbauförderung geschaffen werden kann.