Das Netzwerk Industrie in FrankfurtRheinMain
Das Netzwerk Industrie hat sich in den vergangenen Jahren als tragende Säule des wirtschaftlichen Wachstums in Deutschland erwiesen. Die IHK Frankfurt am Main hat in diesem Kontext eine Untersuchung beauftragt. Die Studie hat erstmals das Netzwerk Industrie für das Gebiet der Metropolregion FrankfurtRheinMain untersucht. Demnach gehören zum Netzwerk Industrie neben den produzierenden Unternehmen auch die mit ihnen stark verbundenen Dienstleister, die sogenannten industrienahen Dienstleister.
Strukturwandel in der Industrie
Spätestens seit Mitte der Siebzigerjahre haben veränderte Marktbedingungen, die rasanten Fortschritte in den Informations- und Kommunikationstechnologien und Nachfrageschwankungen dazu geführt, dass sich innerhalb der Industrieunternehmen ein starker Strukturwandel vollzogen hat. Nicht mehr die zunehmende Mechanisierung und Kapitalintensivierung waren die Garanten für betriebswirtschaftlichen Erfolg. Flexibilität, Spezialisierung und Kundenorientierung gewannen zunehmend an Bedeutung. Die Nutzung von Synergieeffekten im Produktionsprozess wurde zur entscheidenden Größe. Dies führte dazu, dass die Steuerung des Produktionsprozesses sowie die Distribution gegenüber der reinen Warenproduktion wesentlich an Bedeutung gewannen. Zudem führten die wachsende ökonomische Spezialisierung sowie die Fortschritte in der Informations- und Kommunikationstechnologie zu Kostenvorteilen durch eine räumliche und rechtliche Auslagerung sowie den Fremdbezug von Gütern und Leistungen (Outsourcing). Und schließlich nahm die Bedeutung so genannter produktbegleitender Dienstleistungen insbesondere auch als strategisches Wettbewerbsinstrument für Industrieunternehmen zu.
Nur noch jeder zweite Industriebeschäftigte in der Fertigung tätig
Der Strukturwandel innerhalb der Industrie hat dazu geführt, dass sich in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ein kontinuierlicher Prozess von den Fertigungsaktivitäten hin zu den Dienstleistungsaktivitäten vollzogen hat. Inzwischen ist bundesweit nur noch die Hälfte der Industriebeschäftigten unmittelbar in der Fertigung tätig. Die andere Hälfte übernimmt Dienstleistungsfunktionen: im Management und in der Verwaltung, im Rechnungswesen, im Marketing oder im Vertrieb, im IT-Bereich oder in der Forschung und Entwicklung. In der Metropolregion FrankfurtRheinMain ist der Anteil der Industriebeschäftigten in der Fertigung sogar noch geringer: Er beträgt hier nur knapp 43 Prozent.
Grenzen zwischen Produktion und Dienstleistung verschwimmen zunehmend
Zugleich vollzieht sich auch innerhalb der Dienstleistungsunternehmen ein Veränderungsprozess, der die Grenzen zwischen Fertigung und Dienstleistung immer stärker verschwimmen lässt. In zahlreichen Dienstleistungsbetrieben wird in zunehmendem Maße auch produziert, häufig im Rahmen der kundenspezifischen Projektabwicklung. Inzwischen liegt bei industrienahen Dienstleistungsunternehmen der Anteil der Beschäftigten in Fertigungsberufen bei über zwölf Prozent.
Die Digitalisierung befördert den Strukturwandel
Neue Informations- und Kommunikationstechnologien und der zunehmende Einfluss der Digitalisierung auf unsere Lebens- und Arbeitswelt werden den strukturellen Wandel der Industrie beschleunigen. Neue Geschäftsmodelle und -prozesse für das verarbeitende Gewerbe entstehen. Gleichzeitig begünstigen Digitalisierung und Vernetzung den beschriebenen Trend bei Dienstleistungsunternehmen, industrielle Tätigkeiten zu übernehmen und damit auch in verstärktem Maße in Konkurrenz zur „klassischen“ Industrie zu treten. Die neuen, flexiblen und stadtverträglicheren Produktionsformen werden zu einer Renaissance urbaner Produktion führen.
Fast jeder zweite Beschäftigte im Netzwerk Industrie tätig
In der Metropolregion FrankfurtRheinMain sind fast 1,2 Millionen Menschen innerhalb des gesamten Netzwerks Industrie sozialversicherungspflichtig beschäftigt, rund 800.000 davon in Dienstleistungsunternehmen. Das sind 47 Prozent aller Beschäftigten in der Region. Wachstumstreiber waren in den letzten Jahren dabei vor allem die industrienahen Dienstleistungen.
In der Metropolregion FrankfurtRheinMain sind fast 1,2 Millionen Menschen innerhalb des gesamten Netzwerks Industrie sozialversicherungspflichtig beschäftigt, rund 800.000 davon in Dienstleistungsunternehmen. Das sind 47 Prozent aller Beschäftigten in der Region. Wachstumstreiber waren in den letzten Jahren dabei vor allem die industrienahen Dienstleistungen.
Standortbedingungen an die Anforderungen des Netzwerks Industrie anpassen
Wie sich die weitere Entwicklung innerhalb des Netzwerks Industrie in der Region vollziehen wird, hängt entscheidend von der Qualität der Standortfaktoren ab. Wie die Unternehmensbefragung im Rahmen der Studie gezeigt hat, sind dabei die Verfügbarkeit einer leistungsfähigen und sicheren digitalen Infrastruktur, das Fachkräfteangebot, die Verkehrsverhältnisse, eine leistungsfähige Energieversorgung und die Höhe des örtlichen Gewerbesteuerhebesatzes von zentraler Bedeutung. Vielerorts gibt es bei den genannten Punkten noch Verbesserungspotenzial. Neben der Höhe der Gewerbesteuerhebesätze wird vor allem das Angebot an berufserfahrenen Fachkräften als kritisch angesehen. Zudem bereitet die nicht flächendeckend leistungsfähige digitale Infrastruktur Sorgen. Immerhin jedes vierte Unternehmen des Netzwerks Industrie beurteilt die Situation als „ungünstig“. Dabei zeigt sich, dass es selbst innerhalb der Kernstädte der Region Gebiete mit unzureichender digitaler Infrastruktur gibt.
Handlungsfelder zur Stärkung des Netzwerks Industrie in FrankfurtRheinMain
- Flächendeckend leistungsfähige digitale Infrastruktur gewährleisten
- Der Herausforderung „Fachkräftemangel“ begegnen
- Ausbildungseignung von Schulabgängern erhöhen
- Erreichbarkeit des Flughafens mit öffentlichen Verkehrsmitteln verbessern
- Umland besser an den ÖPNV anbinden
- Überörtliches Straßennetz bedarfsgerecht ausbauen
- Bedürfnisse der Wirtschaft bei den innerstädtischen Stellplatzsatzungen berücksichtigen
- Leistungsfähige Energieversorgung als zentrales Zukunftsthema beachten
- Vernetzung zwischen Industrie und Dienstleistungen fördern
- Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen auch im Mittelstand stärken
- Angebot an attraktiven Gewerbe- und Büroflächen für industrienahe Dienstleister ausbauen
- Konfliktpotenziale durch heranrückende Wohnbebauung bei der Stadtentwicklung ausreichend berücksichtigen
- Gewerbesteuerhebesatz als wichtigen Wettbewerbsparameter beachten
- Wirtschaftsfreundlichere Verwaltung und strategisch ausgerichtete Wirtschaftsförderung
- Positives Standortimage erhalten und ausbauen
- Wohnungsbaupolitische Anreize zur Verbesserung des Wohnraumangebots setzen
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern
Die Studientexte zum Download
IHK Frankfurt am Main: Das Netzwerk Industrie in der Region FrankfurtRheinMain (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 6540 KB)
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V.: Industrie und industrienahe Dienstleistungen in der Region FrankfurtRheinMain (ausführlicher Studientext)