Industrie in Zahlen
Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage sowie der Beschäftigtenstatistik für den IHK-Bezirk Frankfurt am Main, Hessen und die Metropolregion FrankfurtRheinMain - Zahlen, Indikatoren, Entwicklungen, Prognosen, weitere Informationen
- Konjunkturelles Umfeld: International
Die konjunkturelle Lage im Herbst 2025: Weltwirtschaft wächst nur verhalten – US-Zölle bleiben Risiko, Euro-Raum ohne Schwung.Weltwirtschaft wächst unterdurchschnittlichIn diesem Jahr wächst die Weltwirtschaft unterdurchschnittlich. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung erwartet für 2025 einen Anstieg des globalen BIP um 2,6 Prozent, für 2026 von nur noch 2,3 Prozent. Damit liegt das globale Wirtschaftswachstum unter dem langjährigen Durchschnitt. Durch die Ankündigung der US-Zölle kam es zu Vorzieheffekten, wovon u. a. Unternehmen aus dem Euro-Raum profitierten, während sich kurzfristig das US-Handelsdefizit nochmals erhöhte. Im dritten Quartal trugen die USA jedoch aufgrund gesunkener Importe und einer kräftigen Erholung des privaten Konsums stark zum globalen BIP-Wachstum bei. Grundsätzlich wird aber nach wie vor das Wachstum der Weltwirtschaft maßgeblich vom Wachstum in China und den sonstigen Schwellenländern, insbesondere Indien, getragen. Dämpfend auf die Weltwirtschaft wirkten sich der Handelskonflikt zwischen China und den USA aus.US-Politik bleibt unberechenbarIm Frühsommer 2025 hatten wir konstatiert, dass die US-Administration mit ihrer erratischen Zollpolitik ein zentraler Hauptrisikofaktor für die heimische Wirtschaft ist. Am 7. August 2025 ist nun das Zollabkommen zwischen der EU und den USA in Kraft getreten. Für zahlreiche Einfuhren aus der EU in die USA, insbesondere Autos, gilt seitdem ein einheitlicher Zollsatz von 15 Prozent. Die Zölle auf Eisen, Stahl, Aluminium und Kupfer liegen jedoch weiterhin bei 50 Prozent. Für bestimmte Produkte wie Halbleiter, Pharmazeutika oder kritische Mineralien gelten die regulären Meistbegünstigungszollsätze als Sonderregelung. Zudem hat die EU den Import von Energieträgern aus den USA im Wert von 750 Milliarden US-Dollar sowie Investitionen europäischer Unternehmen in den USA in Höhe von 600 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2028 zugesagt. Damit scheint zunächst Planungssicherheit für die Unternehmen zu bestehen – tatsächlich aber bleibt (nicht nur) die US-Zollpolitik unberechenbar. Es besteht das unkalkulierbare Risiko, dass die US-Regierung bilaterale Zollabkommen teilweise oder vollständig aufkündigt oder erneut höhere Einfuhrzölle verhängt.Konjunktur im Euro-Raum ohne SchwungDas Wirtschaftswachstum in den übrigen Ländern des Euro-Raums ist zwar höher als in Deutschland, insgesamt verläuft die Konjunktur im Euro-Raum jedoch 2025 ohne Schwung. Zudem zeigt sich die Entwicklung in den einzelnen Ländern sehr uneinheitlich. Aufgrund von Vorzieheffekten bei pharmazeutischen Exporten stieg das BIP in Irland überdurchschnittlich stark. In Frankreich trugen vor allem Vorratsveränderungen bei Luftfahrzeugen und in geringerem Maße von Kraftfahrzeugen zum Wirtschaftswachstum bei, während vom privaten Konsum und der Investitionstätigkeit der privaten Haushalte keine Wachstumsimpulse ausgingen. Während die konjunkturelle Dynamik in den Niederlanden nachgelassen hat und die italienische Volkswirtschaft stagniert, verzeichnete die spanische Volkswirtschaft in den ersten neun Monaten des Jahres ein kräftiges Wachstum. Für die künftige konjunkturelle Entwicklung im Euro-Raum wird unter anderem entscheidend sein, inwieweit Frankreich wieder in eine Phase politischer Stabilität zurückkehrt. Für die Konjunktur im Euro-Raum stellt eine Verschärfung der politischen Lage in Frankreich ein Risiko dar. Sollte es der neuen Regierung nicht gelingen, einen Kompromiss für den kommenden Haushalt auszuhandeln, dürfte die politische Unsicherheit die Stimmung von Unternehmen sowie Verbrauchern noch weiter verschlechtern. In einem solchen Fall könnten die Renditen auf französische Staatsanleihen weiter steigen und eine noch stärkere Konsolidierung erforderlich machen, um Vertrauen an den Finanzmärkten zurückzugewinnen. Dies könnte nicht nur das BIP-Wachstum in Frankreich erheblich dämpfen, sondern auch die Konjunktur in weiteren EU-Mitgliedstaaten bremsen.
- Konjunkturelles Umfeld: National
Die konjunkturelle Lage im Herbst 2025: Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle – hohe Kosten, Unsicherheit und schwache Industrie belasten Wachstum und Arbeitsmarkt.Deutschland befindet sich in der StagnationNach Angaben des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) befand sich Deutschland in den Jahren 2023 und 2024 in der Rezession. Im Jahr 2024 ging das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,5 Prozent zurück. Damit entwickelte sich die deutsche Wirtschaft deutlich schlechter als der Euro-Raum insgesamt. Hier wuchs das BIP um 0,9 Prozent. In Spanien stieg das BIP um 3,5 Prozent und selbst in Frankreich war ein Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent zu verzeichnen. Auch im laufenden Jahr bildet Deutschland das „Wachstums-Schlusslicht“. Der SVR prognostiziert ein minimales Wachstum von 0,3 Prozent, während es im Euro-Raum insgesamt 1,4 Prozent sind.Ausgeprägte Schwächephase der IndustrieEntgegen dem globalen Trend befindet sich die deutsche Industrie in einer ausgeprägten Schwächephase. Dies gilt nicht nur im Vergleich zu expandierenden Schwellenländern, sondern auch im Vergleich zur Industrieproduktion im restlichen Euro-Raum. Nach wie vor belasten die seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erhöhten Preise für Erdgas und Strom, die nach der Corona-Pandemie stärker als in anderen großen Mitgliedstaaten des Euro-Raums gestiegenen Lohnstückkosten sowie die erhöhte wirtschaftspolitische Unsicherheit die heimische Industrie. Das Vertrauen in die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung hat sich in der neuen Legislaturperiode nicht erhöht – wie auch die IHK-Umfragewerte zu den Hauptrisiken für die wirtschaftliche Entwicklung zeigen.Das deutsche Exportmodell verliert den AnschlussDeutschlands ökonomisches Erfolgsmodell basierte in der Vergangenheit insbesondere auf einer starken, international wettbewerbsfähigen Industrie. Inzwischen verliert die deutsche Volkswirtschaft mit ihrer exportorientierten Industrie jedoch zunehmend den Anschluss an die Weltwirtschaft. Im Zeitraum 2018 bis 2024 sank der Anteil der deutschen Exporte am Welthandel von 8,0 Prozent auf 6,9 Prozent. Dabei zeigen Schätzungen des SVR, dass der globale Einfluss der Konjunktur eine immer geringere Bedeutung für die deutsche Exportwirtschaft hat. Eine Studie der Deutschen Bundesbank kommt zu dem Ergebnis, dass rund drei Viertel der deutschen Exportmarktverluste auf angebotsseitige Faktoren zurückgehen. Der Rückgang der internationalen Wettbewerbsfähigkeit betrifft die wichtigsten deutschen Branchen des verarbeitenden Gewerbes, insbesondere die Chemieindustrie, den Maschinenbau und die Elektroindustrie.Industrie verliert innerhalb eines Jahres bundesweit 130.000 BeschäftigteIn nahezu allen Industriebranchen schrumpft derzeit die Produktion. Arbeitsplätze werden abgebaut. Im Zeitraum vom 31.03.2024 bis zum 31.03.2025 gingen knapp 130.000 Arbeitsplätze in der deutschen Industrie verloren. Das entspricht einem Beschäftigungsrückgang von knapp zwei Prozent. Die insgesamt deutlich verschlechterte Situation auf dem Arbeitsmarkt, die sich auch in einer Arbeitslosenquote von über 6 Prozent im Jahresdurchschnitt zeigt, wirkt sich auch auf das Konsumklima aus. Die Konsumausgaben dürften preisbereinigt in diesem und im nächsten Jahr nur geringfügig zunehmen. Positiv dürfte sich aber auswirken, dass die Inflationsrate derzeit und voraussichtlich auch im nächsten Jahr nahe der Zielmarke von zwei Prozent liegt.Finanzpaket zeigt noch keine Wirkung – Zukunft ungewissIm Jahr 2025 überwiegen noch restriktive finanzpolitische Impulse wegen der Mehreinnahmen bei den Gebietskörperschaften und der Sozialversicherung. Daher gehen von der Fiskalpolitik derzeit noch keine Wachstumsimpulse auf die Wirtschaft aus. Ab dem kommenden Jahr ist aufgrund der so genannten Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung jedoch mit einer deutlichen Zunahme der Staatsausgaben zu rechnen. So sollen bis zum Jahr 2035 insgesamt 500 Milliarden Euro zusätzlich in die Infrastruktur und Klimaneutralität fließen. In seinem Frühjahrsgutachten 2025 hat der SVR aufgezeigt, dass dieses Sondervermögen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung deutlich steigern kann, sofern die Mittel zusätzlich und investiv verausgabt werden. Die jüngsten gesetzlichen Beschlüsse lassen jedoch nicht erwarten, dass sich diese Wirkungen entfalten werden. Vielmehr werden ohnehin schon beschlossene Ausgaben über das Sondervermögen finanziert. Hinzu kommt, dass große Teile konsumtiv ausgerichtet sind – nicht zuletzt auch, um einzelne Wählerklientel zu bedienen. So besteht zu befürchten, dass das Sondervermögen Infrastruktur nur die Staatsverschuldung in die Höhe treibt (der SVR rechnet mit einer Staatsverschuldung von knapp 90 Prozent des BIP bis zum Jahr 2035) ohne zu Wachstum zu führen. Dies hätte zur Folge, dass Deutschland auch in Europa weiter den wirtschaftlichen Anschluss verliert.
